Venedig hat erstmals Drehkreuze
aufgestellt, um den Zugang von Besuchern zu strategischen Orten in
der Stadt zu regeln. Dubrovnik will die Zahl der Kreuzfahrttouristen
pro Tag halbieren. Amsterdam genehmigt keine neuen Hotels oder
Souvenirshops mehr in der Innenstadt. Mallorca begrenzt die Zahl der
Gästebetten in seiner Inselhauptstadt und in Barcelona werden
Touristen sogar schon von den Einheimischen beschimpft. Seit kurzem
gibt es ein neues Wort dafür: Overtourism. Der Begriff
beschreibt eine Situation, in der eine Touristenhochburg derart von
Besuchern überrannt wird, das die Einheimischen sich dagegen
auflehnen.
Overtourism ist auch für Snobs
unangenehm, bevorzugen sie es doch weit entfernt von der billigen
Masse die Sehenswürdigkeiten eines Ortes zu genießen. Im
Wesentlichen gibt es für den Snob zwei Strategien, um mit dem
Overtourism umzugehen: Den Ort meiden oder Zeitfenster abseits
der Touristenmasse nutzen.
Zuallererst sollte man die
Hauptreisezeit vermeiden. In der Vor-, Nach- oder Nebensaison (i.d.R.
außerhalb der Schulferien) herrscht generell weniger Betrieb. An
manchen Orten reicht dies schon aus, um ungestört seinen
Urlaubsfreuden nachzugehen. Ferienorte die zu allen Zeiten von
Touristen überlaufen sind sollte ein Snob prinzipiell nicht
aufsuchen. Oft findet sich wenige Kilometer entfernt ein Nachbarort,
der deutlich weniger häufig besucht wird und der genau die
Atmosphäre bietet, die man in dem überlaufenen Pendant vergeblich
sucht.
Handelt es sich jedoch um einen
einzigartigen Ort (z.B. Venedig oder die Pyramiden), funktioniert das
natürlich nicht. Hier kann man nur die zweite Strategie nutzen,
nämlich seine Besichtigungstour zu den Zeiten absolvieren, zu denen
die Touristenmasse noch nicht vor Ort ist. Gewöhnlich sind das die
frühen Morgenstunden, der späte Nachmittag und die Abende. So kann
man zum Beispiel das Monument von Stonehenge zu bestimmten
Tagesrandzeiten für sich alleine buchen (d.h. früh aufstehen)
oder man besucht ein Museum oder eine andere Sehenswürdigkeit am
späten Nachmittag, ein oder zwei Stunden vor Feierabend (oft gibt es
dafür sogar verbilligte Eintrittskarten).
Auf jeden Fall sollte man im Netz
nachschauen, ob man vorab Eintrittskarten bestellen kann, mit denen
man an der allgemeinen Warteschlange vorbei bevorzugt eingelassen
wird. Das erfordert zwar ein wenig Planung und mindert die
Spontaneität, aber dafür gestaltet sich die Besichtigungstour
deutlich reibungsloser, als wenn man erst eine Stunde (oder länger)
in einer Warteschlange zubringen muss. Übrigens kann das Prinzip
auch anderorts funktionieren; z.B. vermieten Ferienorte an der
Nordseeküste Strandkörbe ab 14 Uhr oft zum halben Preis. Folglich
erledige man vormittags seine Einkäufe oder besichtige eine
Sehenswürdigkeit und gehe erst Nachmittags (wenn man überdies
sicher sein kann, dass das Wetter mitspielt) an den Strand.
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