Mittwoch, 27. September 2017

Überwintern in Sanremo

Wegen der geschützten Lage der nahen Berge der bis ans Meer vorstoßenden Seealpen hat der ligurische Kurort ein gleichmäßig mildes Klima. Im Sommer ist er auch ein beliebter Badeort, aber vor allem im Winter schätzen Besucher das Belle-Époque-Seebad. Unter diesen Besuchern befan­den sich Alfred Nobel, Friedrich III. und Elisabeth von Österreich-Ungarn, um nur einige zu nennen. Nicht wenige von ihnen haben im Royal Hotel gewohnt. Das strahlend weiße Anwesen ist umgeben von einem subtropischen Park mit Blick auf das Wasser. Vom Salon mit Panoramafenstern über die Standardzimmer bis hin zur 72 Quadratmeter großen Suite ist alles in klassischem Belle-Époque-Stil gehalten. Im Royal-Spa wird den Kurgästen überdies ein üppiges Wellness-Programm geboten.
Der Ort hat außerdem eine architektonische Besonderheit aufzuweisen: Im Mittelalter entstand die „Kasbah“, ein verwinkeltes, orientalisch anmutendes Gassengewirr in der Altstadt. Neueren Datums sind die bekannte Spielbank und die russisch-orthodoxe Kirche, wobei letztere nebenher an die zahlreichen Besuche der russischen Zarin Marija Alexandrowna - auch bekannt als Marie von Hessen-Darmstadt - erinnert. Wichtigste Shoppingmeile ist die Via Matteotti mit fast allen Nobel­marken dieser Welt. Einen Besuch wert ist weiterhin die Antica Barberia Maria (anticabarberiasan remo.it), auch wenn der klassische Hot Towel Wet Shave dort eher selten zur Anwendung kommt. Tra­di­tionelles „Street Food findet man in Bäckereien und „Sciamadde (ortstypische Frittier-Läden).
Sanremo wird auch „Blumenstadt“ genannt und ist für einen prächtigen Blumenmarkt bekannt; duftende Nelken und Rosen in Hülle und Fülle werden dort feil geboten. Beim Londoner Herren­friseur Geo. F. Trumper hat man sich nicht umsonst gerade von Sanremo zu dem (fast) gleich­namigen Duft „San Remo“ inspirieren lassen. Wörtlich heißt es: San Remo - City of flowers, known for Riviera glamour, with sub-tropical vegetation and surroundings. The fragrant air is a mixture of Palm Trees, Cactuses, Carnations, Begonias and Roses. Our own San Remo blend is a reminder of the winds that blow from the Alps over a coastal outline, soft, subtle and intoxicating.
Der Strand des noblen Kurortes, der direkt am ligurischen Meer liegt, ist vor allem in den Sommer­monaten gut besucht und lädt außerhalb der Urlaubssaison zu einem ausgiebigen Spaziergang ein. Sehens­wert ist weiterhin der Botanische Garten Hanbury im Nachbarort Ventimiglia, der mit der Bahn oder mit dem Oberleitungsbus gut zu erreichen ist. Heute wird Sanremo in den Winter­mona­ten vor allem von Italienern aus Turin und Mailand besucht. Nicht wenige von ihnen verbringen den ge­samten Winter hier, sofern sie es sich erlauben können. Daher werden auch zahlreiche Langzeit­quartiere zur Miete angeboten (Infos unter turismoinliguria.it). Für den Snob stellt das Überwintern an der Riviera somit durchaus eine interessante Alternative zu den üblichen Winteraktivitäten dar.

Sonntag, 24. September 2017

Kommentar: Le Déclin de la Haute Cuisine

Die Meldung kam überraschend, aber nicht unerwartet: Sébastien Bras, Chefkoch des Drei-Sterne-Gourmetrestaurants Le Suquet in Laguiole (Auvergne), will kein Sterne-Koch mehr sein. Der da­mit verbundene Druck wird ihm zu groß. Daher hat er um die Streichung aus dem bekannten Ga­stro­nomieführer Guide Michelin gebeten. Bras ist einer von lediglich 27 französischen Köchen, die vom Guide Michelin mit der Bestnote ausgezeichnet wurden. Der Fall weckt Erinnerungen an den 2003 verstorbenen Meisterkoch Bernard Loiseau: Dieser hat sich angeblich deshalb erschossen, weil sein Restaurant in der Bewertung des GaultMillau abgerutscht war. Vor allem sein bekannter Kollege Paul Bocuse erhob damals schwere Vorwürfe gegen den GaultMillau wegen Loiseaus He­rab­stufung in Frankreichs zweitwichtigstem Restaurantführer.
Vorfälle wie dieser werfen ein bezeichnendes Licht auf den Zustand der heutigen Spitzen­gastrono­mie. So führt weiterhin z.B. die Vernetzung der Spitzenköche untereinander immer häufiger dazu, dass sich die Kreationen alle irgendwie ähneln und man gelegentlich die Speisekarten zweier Re­nom­mier­lokale kaum auseinander halten kann. Auch die sog. Weinbegleitung, bei welcher zu jedem Gang ein eigener Wein serviert wird und der Blick in die Weinkarte daher überflüssig wird, leistet ihren Bei­trag zum Niedergang des gehobenen Speisens, denn spätestens nach dem vierten Gang erinnert sich niemand mehr an den Wein zum ersten Gang. Gibt es zwischendurch dann noch einen Likör oder Schnaps und vorneweg natürlich einen Aperitif, dann herrscht ein alkoholisches Durch­einander wie auf einer Oberstufenparty.
Der Snob ist daher gut beraten sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und von den immer exo­ti­scher werdenden Kreationen der Haute Cuisine Abstand zu nehmen. Der Weg in eine boden­stän­di­ge Pommesbude ist da eigentlich die naheliegende Wahl. Aber auch wer sich für eine Pommesbude entscheidet, sollte seine Wahl sorgfältig treffen. Behilflich sind dabei diverse Pommes- und Curry­wurstbuden-Führer in Buchform. Wichtig ist, nicht einfach irgendeine Bude anzusteuern, sondern möglichst einen alteingesessenen Tradi­tions­­betrieb der Haute Friture mit guter Reputation und stimmigem Angebot auszuwählen. Nach erfolgter sorgfältiger Buden-Auswahl sollte der Snob auf jeden Fall seine eigene Pommes-Gabel aus Me­tall mitbringen. Das zeugt von einer gewissen Kult­pflege und übermittelt die Botschaft >>Ich meine es ernst!<< Niemals sollte man die Pommes mit den Fingern essen. Bietet die Pommesbude Sitzgelegenheiten, dann sollte man sie nutzen, auch wenn man dabei gesehen wird. Als Snob mit sprichwörtlicher Nonchalance und Sinn für Originali­tät kann man sich das erlauben. Ein Snob nimmt sich schließlich die Zeit in Ruhe zu speisen, auch an einer Pommesbude. Denn man genießt ja ein Qualitätsprodukt der traditionellen Haute Friture. Sollte der Einsatz eines Messers erforderlich sein (z.B. bei einer begleitenden Brat- und Siede­wurst), dann nimmt der Snob sein Taschenmesser (ein Westfälisches Adelsmesser na­tür­lich) zur Hil­fe. Weitere Hinweise finden sich im Dossier In der Pommesbude im Archiv des Snob-Blogs.

Dienstag, 12. September 2017

Bad Salzhausen im Wetteraukreis (Hessen)

Einst ein Salzsiedeort, entwickelte sich Bad Salzhausen (heute ein Ortsteil von Nidda; bad-salzhausen.de) zur Mitte des 19. Jahrhunderts zum Kurort mit dem Schwerpunkt auf Solebädern und der Behandlung von Atemwegserkrankungen. Das geruhsame, von Hektik und Betriebsamkeit verschonte Heilbad liegt in der nördlichen, waldreichen Wetterau am südlichen Rand des Vogels­berges und westlich von Nidda, an der Eisen­bahn­linie Friedberg (Hess) – Nidda und ist von Frank­furt/M. aus (teilweise ohne Umsteigen) gut zu erreichen. Sehenswert sind das Kurhaus von 1826 mit einem der ältesten Kurparks Deutschlands (52 ha) und diverse andere mit dem Kurbetrieb im Zusammenhang stehende Gebäude aus der selben Epoche. In den Sommermonaten werden im Kur­park Kurkonzerte abgehalten und von März bis Oktober findet in Bad Salzhausen monatlich ein Bauernmarkt statt, auf dem landwirtschaftliche Produkte aus der Region verkauft werden.

Dienstag, 5. September 2017

Reiseziel im Frühherbst: Rom

Als etwas ungewöhnliches Reiseziel im Frühherbst könnte man in diesem Jahr mit dem Nacht­zug ab München (ein weiterer verkehrt ab Wien) nach Rom fahren, natürlich im eigenen Schlafabteil mit Dusche und WC.
Rom ist, wie jede Stadt, teuer, aber es gibt auch hier ein paar kostenfreie Angebote. Der Zutritt zu Pantheon und Petersdom ist generell kostenlos. Jeweils am letzten Sonntag im Monat zwischen 9 und 12:30 Uhr gewähren die Vatikanischen Museen und die Sixtinische Kapelle freien Eintritt. Am ersten Sonntag jedes Monats kommt man kostenlos in das Colosseum und in jedes andere staatliche Museum, sowie jede staatliche archäologische Sehenswürdigkeit. Eine schöne Parkanlage bietet der Garten der Villa Borghese (die zugehörige Galerie Borghese ist ein staatliches Museum und am ersten Sonntag des Monats ist auch dort der Eintritt frei). Ebenfalls sehenswert ist der Park der Villa Doria Pamphili mit seinen zahlreichen Brunnen und Wasserfällen. Vom 82 Meter hohen Gianicolo Hügel im Viertel Trastevere hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt. Im Quartiere Coppedè verstecken sich prunkvolle Paläste und bunte Gärten hinter einem riesigen Torbogen. Und in den Sommermonaten finden auch immer wieder kostenfreie Theateraufführungen auf öffent­lichen Plätzen statt.
Einkaufstipps für Rom gibt es zur Genüge (sogar hier im Snob-Blog), aber auf jeden Fall einen Besuch wert ist der Flagship Store von Original Toiletries, 530 Viale dei Colli Portuensi, mit einer exklusiven Auswahl italienischer und internationaler Pflegeprodukte für sie und ihn. Und neben den üblichen Restaurants empfiehlt sich unbedingt ein Besuch bei Aroma (aromarestaurant.it), im obersten Stockwerk des Hotels Palazzo Manfredi gelegen, von wo aus man einen unvergleichlichen Blick auf das Colosseum hat.
Wer im übrigen die Teilnahme an einer päpstlichen Audienz wünscht (jeden Mittwoch um 10:30 Uhr), sollte sich rechtzeitig im Voraus bei der Präfektur des Päpstlichen Hauses (vatican.va) anmelden.

Samstag, 2. September 2017

Der Frühherbst

Es wird sichtlich kühler und man merkt, dass es auch schon früher dunkel wird. Jetzt ist, wie jedes Jahr, die Zeit für Spaziergänge in einem herbstlich-bunten Weinberg. Natürlich könnte man ebenso eine Thermalkur einschieben, z.B. in Bad Häring oder Bad Zell (OÖ), oder eine Moorbehandlung im niederösterreichischen Waldviertel durchführen. Wer statt­dessen lieber eine Thalassokur in der eigenen Badewanne einlegen möchte, wird u.a. bei thalasso24.de fündig. Für den Herbstduft „Alt-Innsbruck“ ist es noch ein wenig früh (man könnte sich für den Übergang vielleicht mit einem englischen After Shave behelfen), aber den Ge­nuss des herbstlichen Hasel­nuss­likörs der Rockes­kyller Brennerei (brennerei-eifel.de) sollte man bei der aktuellen Wetter­lage bereits in Erwägung ziehen. Da der Herbst die ideale Zeit für die Lektüre von Biographien ist, könnte man sich auch in diesem Herbst wieder selbigen zuwenden (wie wäre es dieses Jahr z.B. mit wichtigen Per­sön­lichkeiten der Spät-Renaissance?). Als Begleitmusik wären Werke von Rachmaninoff passend.