Montag, 25. März 2024

Gehobene Dinge Heute: Die Trüffel

Die knolligen Pilze stellen heute wohl das einzige verbliebene exklusive Lebensmittel dar, nachdem Wild­fang-Kaviar verboten, Zuchtkaviar nicht immer genießbar und sogar Champagner zum Massen­produkt geworden ist. Natürlich gilt dies nur für die Gattung Tuber, die „echte“ Trüffel. Schon in der Antike wurden Trüffeln gerne gegessen und seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gilt die Trüffel als exklusiver und gehobener Speisepilz. Wichtigster Produzent ist heute Frankreich. Der Trend geht zur Zucht von Trüffeln, da die natürlichen Bestände im Laufe der letzten 200 Jahre erheblich dezimiert worden sind. Die wichtigsten Arten sind die Schwarze Perigord-Trüffel, die Weiße Pie­mont-Trüffel und die Burgunder-Trüffel; des weiteren werden auch die sog. Sommer- und Winter­trüffeln verzehrt. Eine Portion Trüffeln für zwei Personen (ca. 20–25 Gramm) kostet etwa €40–60; Sommer-Trüffeln sind in Umbrien frisch ab ca. €30 pro 100g zu bekommen. Die lang­fristige Lagerung von Trüffeln (in Gläsern oder Konservendosen) ist nur bei schwarzen Trüffeln möglich, wenn diese gründlich gereinigt und in ein luftdichtes Gefäß gegeben werden, das drei Stunden im Wasserbad sterilisiert wird. Dabei verlieren die Trüffeln u.U. jedoch Flüssigkeit und Aroma.

Für Privatkunden ist vor allem der Marché aux truffes d'hiver von Carpentras interessant, der jedes Jahr von Mitte November bis Ende März an Freitagen stattfindet (carpentras.fr). Etwa 10 Stände bieten dort Trüffeln an. Die Anzahl der Marktstände und der Typ der angebotenen Waren schwan­ken jedoch stark mit den Saisonen. In den Sommermonaten findet jeden Freitag der Marché aux truffes d'été in Carpentras statt. Auf diesem Markt sind meist weniger als zehn Trüffel-Stände anzutreffen.

In Italien wird im Oktober an den jeweils hintereinander liegenden Wochenenden immer Samstags und Sonntags in Alba im Palazzo Mostre e Congressi die Trüffelmesse Fiera Internazionale del Tartufo Bianco Alba veranstaltet (fieradeltartufo.org). Auf dieser Messe werden auch weitere regionale Kostbarkeiten wie Wein, Käse, Pasta und Backwaren offeriert. Die Produkte können im Palazzo probiert und verkostet werden, außerdem gibt es eine Show-Cooking-Veranstaltung und Kochwerkstätten. Kaufen kann man Trüffeln dann auch in vielen Geschäften in der Stadt.

Leider werden sogar auf renommierten Trüffelmärkten immer wieder auch mal Fälschungen ange­boten. Die Echten Trüffeln bilden kugelig-knollige haselnuss- bis kopfgroße Fruchtkörper. Ihre Ober­fläche ist häufig höckerig. Das Fleisch ihrer Fruchtkörper ist fleischig-zäh und gelblich bis dunkelbraun gefärbt. Es kann vollfleischig oder mit Hohlräumen versehen sein. Ihr sporenbildendes Inneres ist durch verschiedenfarbige Adern marmoriert. Helle Adern, die sogenannten „Venae externae“ münden an der Oberfläche der Fruchtkörper. Auffällig ist oft der starke Geruch.

Die meisten „Trüffelprodukte“, wie z.B. Trüffelöl, Trüffelbutter oder Nudeln mit Trüffel, enthalten zugesetzte Aromastoffe und selbst dort, wo keine Aromen verwendet werden, müssen nicht immer hochwertige Trüffel enthalten sein. Die große Zahl unterschiedlicher Arten ermöglicht es, preis­wer­tere Trüffelarten hinzuzufügen, die es zwar erlauben, „Trüffel“ auf die Packung zu schreiben, die aber qualitativ nicht mithalten können.

Aktuell ist das Angebot an Trüffeln eher bescheiden, was natürlich auch daran liegt, dass die Saison vorbei ist. Preislich erschwinglich ist derzeit eigentlich nur die Offerte von Caviarhouse & Prunier "Sommertrüffelscheiben inOlivenöl", d.h. 90g Tuber Aestivum für €39.50. Die ganze, schwarze Wintertrüffel ist leider momentan nicht lieferbar.

Mittwoch, 20. März 2024

Gehobene Dinge Heute: Lounges

Zunächst muss man sagen, dass nicht alles „Lounge“ ist, was sich „Lounge“ nennt. Selbst manche Gaststätten wagen es heutzutage sich „Lounge“ zu nennen, obwohl es sich um einen gewöhnlichen Gastronomiebetrieb handelt. Häufig ist es sehr schwer zu erkennen, was ein Betrieb überhaupt mit einer „Lounge“ gemeinsam haben soll. Der Duden kennt vor allem drei Arten von Lounges: 1. Gesellschaftsraum in einem Hotel o.Ä.; Hotelhalle, 2. Bar, Klub mit anheimelnder Atmosphäre, 3. luxu­riös ausgestatteter Aufenthaltsraum auf Flughäfen, in Bahnhöfen, großen Stadien o.Ä. Die De­finition „luxuriös ausgestatteter Aufenthaltsraumdürfte wohl am Universellsten sein. Lounges an Flughäfen und Bahnhöfen (seltener in Seehäfen) befinden sich in der Tradition des Warte­saals Erster Klasse. Bei diesen Reiselounges stehen naturgemäß die Bedürfnisse der Reisen­den im Vordergrund. Exklusiv sind sie nicht. Für den Snob ist eine Reiselounge aber auf jeden Fall besser, als ein ge­wöhn­li­cher Warte­raum mit ungemüt­lichen Plastik­möbeln.

Das Angebot der Flughafen-Lounges ähnelt sich: Bequeme Sitzmöbel, Getränke und Snäcks, Zei­tun­gen und Zeitschriften, Fernseher mit Nachrichten­programmen, Abflugmonitor und natürlich alles klimatisiert und barrierefrei. Im Businessbereich befinden sich meist Notebook-Arbeitsplätze, Steck­dosen, Handyladegeräte und WLAN. Dennoch findet man einen Snob nur selten in einer der übli­chen Flughafen (Business) Lounges; das gilt sogar für die Erste-Klasse-Lounges diverser Flug­gesell­schaften. Einen Vielfliegerstatus hat er schon gar nicht. Der Grund ist simpel: Ein Snob fliegt bevorzugt mit einer Chartermaschine oder einem Lufttaxi. Diese starten entweder vom General Aviation Terminal oder von einem kleinen Flug­platz aus (v.a. wenn es sich um eine Propeller­maschine handelt). Auf beiden gibt es in der Re­gel keine (Business) Lounges.

Am Boden stellt vor allem die Erste Klasse der Eisenbahn die bevorzugte Snob-Transportart dar, sofern der Snob nicht mit dem Nachtzug-Schlafwagen reist. Die Wahr­schein­lichkeit einen Snob in einer Bahnlounge anzutreffen ist demzu­fol­ge deut­lich höher. Den Rei­senden in der Erste Klasse stehen 15 DB Lounges der Deutschen Bahn und 7 ÖBB Club Lounges der Österreichischen Bundes­bahn offen, wobei Nachtzugpassagiere in Österreich ebenfalls Zugang zu den Lounges erhalten. Das Angebot um­fasst für ge­wöhn­lich bequeme Sitzmöbel, Zeitun­gen und Zeit­schriften (bei den ÖBB nur digital), TV-Nach­rich­ten (nur DB), Notebook-Arbeitsplätze mit Steckdosen und WLAN, alkoholfreie Heiß- und Kaltgetränke und eigene Toiletten; bei den ÖBB und in den Premium­berei­chen der DB Loun­ges auch kleine Snäcks. Außerdem existieren in vielen euro­päischen Nach­bar­län­dern ebenfalls Bahn­lounges, u.a. in Frank­reich, den Nieder­lan­den (Amsterdam Central, Schiphol und Rotterdam Central), Spanien und Schweden, wo­bei das An­gebot und die Qualität recht un­ter­schiedlich sein können (z.B. sind in Frankreich Ge­tränke kosten­pflichtig).

Von den derzeit insgesamt 15 Lounges an deutschen Bahnhöfen besitzen die Loun­ges in Berlin, Frankfurt Hbf., Hamburg, Köln und München einen separaten Bereich für Passagiere der Ersten Klasse. Zugang erhält man mit einem Fahrschein für die Erste Klasse im Fernverkehr, jedoch nicht mit einem Super-Sparpreis-Fahrschein für die Erste Klasse (auch nicht im allgemeinen Lounge­bereich). Getränke und Snäcks werden - im Gegensatz zum normalen Lounge­bereich - am Sitzplatz serviert und man bekommt auch kostenlose alkoholische Getränke. Ansonsten unter­schei­det sich das Angebot im Erster-Klasse-Bereich nicht von dem im allgemeinen Loungebereich, zu dem schon einfache Bahncard-Inhaber mit Vielfahrerstatus Zugang haben. Zu Spitzenzeiten ist der Erste-Klasse-Bereich aber meistens weniger überfüllt, als der allgemeine Bereich.

Vor einigen Jahren wurden v.a. in Einkaufszentren Shoppers’ Lounges (auch Customer Lounge ge­nannt) eingerichtet. Leider sind diese Lounges wieder verschwunden, noch dazu praktisch lautlos. Des weiteren fand man noch vor ein paar Jahren in Innenstädten und in Business Parks oft sog. Business Lounges mit Büros und Notebook-Arbeitsplätzen zur Tagesmiete vor. Von ihrem Wesen her waren sie aber auf die Bedürfnisse von Geschäftsleuten zugeschnitten und für Snobs unge­eig­net. Weniger verbreitet sind Lounges in Seehäfen. In der BRD gab es mal eine See­hafen-Lounge im Hafen von Kiel, aber die wurde schon vor geraumer Zeit geschlossen.

Eine Besonderheit stellt die LuxxLounge am Flughafen Frankfurt/M. dar (luxxlounge.de). Die Flug­hafen­lounge be­fin­det sich außer­halb des Sicher­heits­bereiches, sodass auch Besucher ohne Flug­ticket Zugang ha­ben, z.B. solche, die am Flughafenbahnhof umsteigen. In einem angenehm ruhigen Ambiente wer­den dem Gast Getränke und Snäcks, internationale Tageszeitungen und Magazine, kostenfreies WLAN sowie komfortable Sanitäranlagen mit Dusch­mög­lich­keit offeriert. Außerdem gibt es einen kleinen Kon­ferenz­raum. Der einzelne Ein­tritt für bis zu 3 Stun­den Aufenthalt liegt bei €35, es gibt auch eine Jah­res­mitglied­schaft.

Freitag, 15. März 2024

Gehobene Dinge Heute: Die Erste Klasse

In der Eisenbahn konnte sich die Erste Klasse bis heute halten, gelegentlich auch auf Passagier­schiffen. Ihr größter Vorteil ist natürlich die Abgrenzung von den übrigen Reisenden, was sich vor allem in überfüllten Zügen positiv bemerkbar macht, beschränkt sich die Überfüllung in der Regel doch nur auf die Zweite Klasse. Die Erste Klasse ist im Allgemeinen schon auf der Außenseite des Zuges als solche markiert, meistens durch eine gelbe Linie (seltener orange) an der Dachkante oder an der Tür und durch die Ziffer „1“ oder (röm.) „I“ neben der Tür. In modernen Hoch­ge­schwin­dig­keits­zügen und auf Passagier-Katamaranen werden die Klassen nicht mehr nummeriert, sondern tra­gen einen Namen, z.B. First, Business, Premier, Select, Comfort, Priority für die gehobene Reise­klasse; z.B. Economy, Standard, Budget für die zweite Klasse.

Die DB AG fährt heute im Fernverkehr generell mit der Ersten und Zweiten Wagenklasse in einem Sitzverhältnis von 20:80. Vorzüge der Ersten Klasse sind bequemere Sitze mit größerem Sitzabstand als in der Zweiten Klasse, WLAN ist inbegriffen und es existiert eine Ruhezone (keine Klingeltöne, Handygespräche, laute Musik etc.). In ICE-Zügen wird auch gastronomische Bedienung am Platz geboten und - je nach Tarif - Sitzplatz­reservierung und die kostenlose Benutzung der DB Lounge an großen Bahn­höfen. Der Aufpreis einer Fernverkehrsfahrkarte der Ersten Klasse liegt bei etwa 60% des Preises einer Fahr­karte für die Zweite Klasse, jedoch finden sich hin und wieder Sonder­ange­bote, die kaum über dem Preis der Zweiten Klasse liegen.

Im Nahverkehr unterscheiden sich heute Erste und Zweite Klasse teilweise kaum mehr. In manchen Nahverkehrszügen weicht die Erste Klasse nur durch die Farbe der Polster von der Zweiten ab. An­dererseits findet man in den neuen Doppelstockwagen in der Ersten Klasse eine „2+1“-Bestuhlung, verstellbare Sitze, Klapptische und Fußablagen. Oft gibt es auch Einzelsitze in der Ersten Klasse und Sitzbänke in der Zweiten.

Die Österreichischen Bundesbahnen bieten die Erste Klasse fast nur in Fernverkehrszügen und selten in internationalen Regionalzügen an. Es gibt bequemere Sitze mit Steckdosen, WLAN (nur Railjet und ICE), gastronomische Bedienung am Platz (nicht im IC) und an großen Bahnhöfen darf die ÖBB-Lounge besucht werden. Der Railjet hat zusätzlich eine Business Class, die in Öster­reich für den Fahr­preis der Ersten Klasse mit einem Zuschlag von €15 (einschließlich Platzreservierung) zu nutzen ist (im Ausland gilt dieser Bereich in den ÖBB-Wagen als normale Erste Klasse). Im Fahr­preis ist ein Begrüßungsgetränk enthalten, das an den Platz gebracht wird.

Die österreichische Westbahn (westbahn.at) verkehrt zwischen Wien und Salzburg, und von dort weiter nach Innsbruck oder München. Es gibt mehrere Reiseklassen; die Höchste ist die First Class im Oberdeck des Endwagens 16. Für die Nutzung ist zusätzlich zum gültigen Ticket ein strecken­abhängiges Upgrade zu erwerben. Im Doppelstockzug gibt es für alle bequeme und geräumige Leder­sitze, Steck­dosen, gratis WLAN, geschlechtergetrennte Toiletten und Kaffee-, Kalt­ge­trän­ke- und Snäck­auto­maten. In der First Class erhält man überdies ein Getränk und einen Snäck gratis und 220V Steck­dosen und eine integrierte Leseleuchte an jedem Platz.

In der Schweiz ist die Erste Klasse nicht nur im Fernverkehr, sondern auch im Regionalverkehr weit verbreitet. In der S-Bahn ist der Komfortunterschied gering, sonst aber wird in der Ersten Klasse im Allgemeinen merklich mehr Platz pro Fahrgast geboten (Sitzplatzanordnung 2+1 und mehr Bein­frei­heit). Außerdem gibt es im SBB-Fernverkehr Erste-Klasse-Wagen mit Business- und Ruhezonen und Steckdosen im Abteil. In den Businesszonen findet man Arbeitsplätze mit großen Tischen, Steck­dosen und Leselampen sowie teilweise Induktions­lade­flächen für Smartphones für kabelloses Laden («Qi») vor. Mittels der App «SBB FreeSurf» (Android, Apple) kann man via Bluetooth gratis ins Internet gehen.

Gelegentlich findet sich auch auf schweizerischen Fahrgastschiffen auf den größeren Seen eine Erste Klasse. Ihr wichtigster Vorteil besteht darin, dass man auch das Ober­deck be­tre­ten darf, wo man etwas mehr Platz hat, es dort etwas ruhiger und die Aussicht besser ist. Bisweilen trifft man auch auf Schiffe, bei denen für die Nutzung des gastronomischen Angebotes ein Billett der Ersten Klasse notwendig ist, vor allem auf dem Genfersee.

Der Halunder Jet Katamaran (helgoline.de), der von Hamburg oder Cuxhaven zur Nordseeinsel Hel­go­land ver­kehrt, bietet vier verschiedene Reiseklassen, die sich hauptsächlich durch die Sicht nach Draußen unterscheiden. Die Höchste ist die Premi­um Class auf dem vorderen Oberdeck. Es gibt be­que­me Sitze mit kleinen Tischen und kostenlosem Obst- und Getränkebuffet (alkoholfrei). Im Hafen ist außerdem der VIP-Balkon geöffnet. Überdies stehen den Passagieren aller Reise­klas­sen an den Sitzen USB-Ladebuchsen und gratis WLAN zur Verfügung. Speisen und Getränke wer­den direkt am Platz serviert.

Zwei weitere Katamarane auf den Routen Bremerhaven oder Cux­haven - Helgoland und Emden – Borkum sind die „MS Nordlicht“ und die „MS Nordlicht II“ der Reederei Cassen Eils (cassen-eils.de). In der Cap­tains Class auf dem Oberdeck kostet die Reise etwas mehr, aber dafür reist man „mit noch mehr Beinfreiheit und größeren Sitzen.“ Außerdem gibt es eine Tasse Kaffee oder ein Mineralwasser. Den Passagieren aller Reise­klas­sen stehen die Bordgastronomie und an den Sitzen USB-Ladebuchsen zur Verfügung.

In den Sommermonaten verkehrt der Katamaran „MS Adler Cat“ Freitags und Samstags zwischen Cuxhaven und Sylt (adler-schiffe.de). Die Fahrt dauert ca. 2.5 Stunden. Sitzplätze auf dem Ober­deck sind geringfügig teurer, aber dafür hat man von dort eine bessere Aussicht. Bordgastronomie besitzt das Schiff ebenfalls.

Der Twin City Liner (twincityliner.com) ist eine Katamaranlinie zwischen Wien und Bratislawa und benötigt für die ca. 60 Kilometer lange Donaustrecke 75 bis 90 Minuten. Es gibt verschiedene Reise­klas­sen, die sich hauptsächlich durch die Sicht nach Draußen unterscheiden. Die Höchste ist die Captain´s Lounge, be­stehend aus 35 separa­ten Sitzplätzen auf dem Ober­deck mit First-Class-Be­stuh­lung und Tischen, gratis WLAN und Ladestationen. Bordgastronomie (für alle) gibt es natür­lich auch.

Sonntag, 10. März 2024

Bad Wurzach

Zwischen Memmingen und Ravensburg gelegen, ist der Ort für seine Moorbäder bekannt. Die Feelmoor Therme (feelmoor.de) bietet jedoch auch ein Thermalbad mit vier Becken. Das Bad Wurzacher Thermalwasser ist rund 12.000 Jahre alt und sprudelt mit 34°C an die Oberfläche. Es handelt sich um ein fluoridhaltiges Natrium-Hydrogenkarbonat-Wasser. Natürlich gibt es auch eine Sauna, Massagen und Ruheräume, sowie fünf Moorbaderäume plus Räumlichkeiten für die Nach­ruhe. Vor allem bei Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfall, Muskel- und Gelenk­erkrankungen und Arthrosen können Moorbäder Linderung verschaffen. Auf der Thermen-Webseite findet man über­dies diverse Paketangebote inklusive Übernachtungen. Einen kleinen Gastronomiebereich hat die Therme ebenfalls.

Im Ort existieren diverse sehenswerte Gebäude, aber eine besondere Attraktion ist – neben dem Torfmuseum – die historische Moorbahn, eine Feldbahn die früher Torf aus dem Moor in den Ort transportiert hat und heute in den Sommermonaten Besucher spazieren fährt. In der Innenstadt gibt es kostenfreies WLAN. In der Stadtbücherei steht ein PC-Arbeitsplatz zur Verfügung; für die Be­nutzung wird eine kleine Gebühr erhoben. Der Bahnhof liegt am westlichen Ortsrand, in der Nähe des Torfmuseums, aber etwa 1.5km von der Therme entfernt. Derzeit findet jedoch kein Schienen­verkehr statt. Direkt am Bahnhof Bad Wurzach befindet sich aber ein Supermarkt, zwei weitere liegen etwa einen Kilometer in südöstlicher und östlicher Richtung. Bad Wurzach ist ab dem Bahn­hof Bad Waldsee oder ab Leutkirch mit dem Bus R80 zu erreichen. Die Kurtaxe beträgt €2 pro Tag und Person.

Mittwoch, 6. März 2024

Privatbäder

Das Wichtigste für einen Snob ist die Abgrenzung zur Masse. Und wo immer diese möglich ist, macht ein Snob von ihr Gebrauch. In einigen Thermal-Heilbädern ist dies leichter als man denkt, haben doch vor allem altehrwürdige Badeorte noch ein Kurmittelhaus in welchem man in seiner privaten Badewanne ins Thermal­wasser gleiten kann. Separate Badebecken sind jedoch selten und dort wo es sie gab, wurden sie oft Teil der allgemeinen Badelandschaft. Nur ein Heilbad hat seine Tradition bis heute beibehalten. Die folgende Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Voll­ständig­keit.

Das Friedrichsbad in Baden-Baden

Im vielleicht renommiertesten Kurort der Republik findet man im römisch-irischen Friedrichsbad von 1877 private Badezellen. Diese bestehen aus einem in den Boden eingelassenen Badebecken und einem großzügigen Umkleide- und Ruhebereich mit Sitzmöbeln, Tisch, Kleiderhaken etc. Den Besuchern wird Sekt und Mineralwasser zum Bade ser­viert (sicherheitshalber eigenen Schaumwein mitbringen!). Die Badezeit liegt bei maximal 90 Minuten für maximal zwei Personen. Gebadet wird im Original-Baden-Badener Thermalwasser, einer fluoridhaltigen Natrium-Chlorid-Therme aus zwölf Einzelquellen. Man sollte noch wissen, dass das Frie­drichsbad generell ein sog. Nacktbad ist, was den Neigungen eines Snobs nicht notwendigerweise entgegen kommt. Im Privatbad spielt das jedoch keine Rolle.

Die Königskabine in Bad Elster

Das sächsische Staatsbad (badelster.de) kann mit einer Besonderheit aufwarten. Im nostalgischen Am­biente des Albert Bades, das mit seinen kunstvollen Bögen, Kacheln und Wän­den an einen ba­rocken Schloss­bau erinnert, lädt die einstige Königs­kabi­ne, die bis 1918 ausschließlich den sächsi­schen Königen vorbehalten war, zu einem prickel­nden Kohlen­säure­sprudelbad in der original erhal­tenen Kupferwanne ein. Für den Besuch ist eine Reservierung notwendig.

Private SPA-Suite in Bad Schönborn

Das Thermarium in Bad Schönborn im Kraichgau offeriert in seiner Rubrik „Spa-Vital“ eine private SPA-Suite für eine oder zwei Personen, ausgestattet mit zwei freistehenden Luxus-Whirlwannen, Massageliegen und einer Regendusche (thermarium.de). Bei dem Wasser handelt es sich um eine Thermal-Sole mit 43,8°C.

Bad Aibling

Das bayerische Heilbad bei Rosenheim (therme-bad-aibling.de) bietet unter der Bezeichnung „Fürsten­bad“ einen Privatbereich, welcher im wesentlichen aus einer geräumigen Badewanne (für 2 Personen) in einem durchaus ansprechen­den Ambiente besteht. Sehr spek­ta­ku­lär ist dies nicht, aber immerhin hat man etwas Privatsphäre.

Bad Gandersheim am Harzrand

Westlich des Harzes liegt die Kurstadt Bad Gandersheim (bad-gandersheim.de). Das „Kurmit­tel­haus / Vitalpark“ besitzt zugegebenermaßen eher den Charme eines Krankenhauses als den eines Kurbades, aber wer ein individuelles Solebad wünscht, kann dieses dort be­kommen. 

Bad Loipersdorf in der Steiermark

Das dortige Thermenresort (therme.at) offeriert das „Pri­vate Spa“, einen separaten Bereich für Zwei, besteht aus einem privaten Raum mit eige­nem Thermal­was­ser-Pool und Du­sche, einem Himmelbett („für die Nach-Ruhe“, sic!), Sitzmöbeln, Mu­sik­box, Bade­man­tel, einer Flasche Pro­secco, sowie Pralinen und Obst, um das Wichtigste zu nen­nen. Snobs die Wert darauf legen ein eigenes Badebecken zu haben, können von diesem Angebot durch­aus Gebrauch machen, vor allem in den frühen Abendstunden, wenn der Ein­tritts­preis er­mäßigt wird. Das Himmelbett sollte man aber - aus offensichtlichen Gründen - nicht nutzen.

Das „Fürstenbad“ in Bad Pyrmont

Die Hufeland Therme in Bad Pyrmont offeriert ein sogenanntes „Fürstenbad“ (hufeland-therme.de). Dabei handelt es sich um ein Bad in einer großen, in den Boden eingelassenen, histo­ri­schen Badewanne, dessen Bade­wasser ent­weder mit ätherischem Öl, Milch und Honig oder Meeres­algen angereichert ist. Zweck der Behand­lung ist die Bewältigung von Stress. Als Zugabe wird Tee oder ein Glas Sekt serviert. Eine nette Idee zwar, jedoch dürfte diese Art von Bad wohl eher in den Bereich Wellness fallen. Eine klassi­sche Kuranwendung stellt es jedenfalls nicht dar und einen medizinischen Nutzen kann man ebenso wenig erkennen. Als Snob wird man von dieser Art von Badekur also eher absehen.

Sonntag, 3. März 2024

Ferienruhe am Brenner II

Wer Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, findet sie oft dort, wo man sie am wenigsten erwartet, zum Beispiel entlang des Brennerpasses. Natürlich nicht direkt neben der Brenner-Autobahn oder der Eisenbahnstrecke, sondern in den vom Brenner abzweigenden Seitentälern. Nebenbei bemerkt sollte man – wenn man den Brennerpass zwischen Innsbruck und Grasstein meint – vom „Wipptal“ sprechen, denn so lautet die korrekte, aber weitgehend unbekannt Bezeichnung das Tales, welches durch den Brenner Passübergang in zwei Hälften geteilt wird (wipptal.at). Nördlich der heutigen Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien zweigen vom Wipptal das „Navistal“, das „Schmirn­tal“ und das „Valser Tal“ nach Osten und das „Gschnitztal“ und das „Obernbergtal“ nach Westen ab. In allen Tälern geht es erstaunlich ruhig zu, wenn man ersteinmal die belebte Brenner­straße hinter sich gelassen hat. Die Gästetaxe liegt in allen Tälern bei €2 pro Person und Tag.

 

Das Gschnitztal

Mit einer Längenausdehnung von ca. 17km, ist das Gschnitztal das längste der Seitentäler. Es zweigt auf der Höhe von Steinach vom Wipptal ab. Nach etwa viereinhalb Kilometern gelangt man nach Trins, dem ersten Ort im Tal, mit den Resten des Schlosses Schneeberg und seinem heutigen Wohnbau aus dem 18. Jahrhundert, sowie einigen sehenswerten sakralen und profanen Bau­werken. Außerdem befinden sich auf dem Gemeindegebiet drei von insgesamt sechs bewirt­schaf­teten Berg­hütten und Almen des Gschnitztales. Vor allem der Berg Blaser (2241m) gilt als sehr blumen­reich. Im Winter werden in Trins ein kleiner Skilift (schilift-trins.at) betrieben und mehrere Lang­lauf­loipen gespurt (die Benutzung der Loipen ist kostenlos, aber die Parkplätze sind gebühren­pflichtig). In Trins gibt es fünf Gaststätten, einen kleinen Supermarkt und einen Geldautomaten der örtlichen Raiffeisen­bank.

Nach weiteren sieben Kilometern erreicht man Gschnitz. Hier sind vor allem die historischen Kapellen und Bauernhäuser einen Blick wert. Auch findet man zwei Gaststätten, einen kleinen Dorfladen und einen Geldautomaten vor. Auf dem Gemeindegebiet befinden sich neben der Laponesalm auch zwei Berghütten und die Wallfahrtskapelle St. Magdalena mit einem Klettergarten (alle bewirtschaftet). Die Talstraße endet in Obertal beim Gasthaus Feuerstein. Dort gibt es einen großen Parkplatz (ev. kostenpflichtig), eine öffentliche Toilette und eine Bushaltestelle (Linie 4146). Außer­dem liegen in der Nähe das Freilichtmuseum Mühlendorf (muehlendorf-gschnitz.at) und der Sandes­wasserfall, dem eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird. Im Winter gibt es auch hier gespurte Lang­laufloipen. Von Obertal aus gelangt man zu Fuß zur etwa 3km entfernten Lapones­alm, die den Talabschluss bildet.


Das Obernbergtal

Zunächst durchfährt man von Gries am Brenner kommend ein V-förmiges Kerbtal aber schon nach kurzer Strecke weitet sich das Tal zu einer Art von Bergen umrahmter Hochebene. Tief im Inneren des 8km langen und blumen­reichen Tales befindet sich der Obernberger See, einer der schönsten Seen der Alpen und seit 1935 Naturdenkmal. Erster Ort im Tal ist nach 2km Vinaders mit seiner markanten, spätgotischen Pfarrkirche aus dem 15. Jahr­hundert. Etwa 3km davon entfernt liegt Obernberg (Gasthof, Geldautomat), bekannt für seine spätbarocke Pfarrkirche St. Nikolaus aus dem Jahre 1760. Die Talstraße endet am Gasthaus Waldesruh, wo es einen Parkplatz mit öffentlicher Toilette und eine Bushaltestelle (Linie 4145) gibt. Von hier aus kann man zu Fuß zum 2km ent­fernten Obern­berger See gelangen. Dort gibt es auch einen Klettergarten. Weitere Sehenswürdig­keiten in dem knapp 400 Einwohner zählenden Tal sind die Frader Mühle und die beiden Kapellen am See und im Innertal.


Das Schmirntal und das Valsertal

Das Schmirntal erstreckt sich von St. Jodok am Brenner (Tankstelle, Bf.) etwa 12km nach Nord­osten, während das 6km lange Valsertal von St. Jodok in Richtung Südosten abzweigt. In St. Jodok ist die gotische Pfarrkirche von 1425 einen Besuch wert. Die Kirche wurde 1784 umgebaut und mit barocken Stilelementen versehen. Oberhalb des Ortes existiert ein Klettersteig.

Über die Schmirner Landstraße erreicht man nach etwa 7.5km den Hauptort Schmirn. Sehenswert sind im Ort die beiden Kirchen, der Pfarrhof (Widum) und die historische „Obere Schnattermühle“ am jenseitigen Ortsrand. Außerdem gibt es einen kleinen Supermarkt, einen Geldautomaten, einen Gast­hof und im Gemeindeamt eine Bücherei. Die Talstraße verzweigt nach weiteren 4.5km in Madern (Bushaltestelle, Linie 4144) und endet nach wenigen Metern auf einem (Wander-) Park­platz, während der Ab­zweig zum Gasthof Kasern führt.

Von St. Jodok reicht die Valser Straße etwa 2.3km ins Valser Tal hinein, wo dann die Straße nach Padaun abzweigt. Die Padauner Straße führt ca. 5km den Berg hinauf bis zum Weiler Padaun. Dort gibt es einen Gasthof und einen Hofladen, in dem man Butter und Speck kaufen kann. Die Valser Straße geht dann noch etwa 4km weiter bis zur Jausenstation Touristenrast, wo sich die letzte Bus­halte­stelle im Tal (Linie 4144) und ein Wanderparkplatz befinden. Ungefähr 400 Meter davor zweigt ein Weg rechts ab, der zum Parkplatz Alpeiner führt. Von dort geht es zu Helgas Alm, wo sich die „Schule der Alm“ befindet und wo man neben einer Jause eine Lektion in Almwirtschaft erhalten kann (helgasalm.at). Das Valser Tal ist ein Naturschutzgebiet und für seine vielfältige Alpenflora bekannt.


Das Navistal

Von Matrei am Brenner nach Osten abzweigend, führt die Talstraße ca. 10km weit in ein enges Kerbtal hinein. Besiedelt ist nur die Sonnenseite des blumenreichen Tales. Am Taleingang befindet sich die Burgruine Aufenstein und im Talinneren gibt es eine Handvoll sehenswerte sakrale und profane Bauwerke. Im Tal findet man drei Gasthöfe, zwei bewirtschaftete Almen und diverse Ferien­häuser und Zimmervermieter, außerdem einige Handwerksbetriebe, u.a. eine Reparatur­werk­statt für Dieselmotoren, eine Schnapsbrennerei, ein Modedesign-Studio, eine Änderungs­schneiderei, und im Winter einen kleinen Skilift und ein Rodelsportzentrum (öffentl. Toilette). Die Wanderpark­plätze Schranzberg (öffentl. Toilette) und Grün sind gebührenpflichtig (Sitz­bänke in der Nähe). Die hintersten Bushaltestellen im Tal sind „Grünhöfe“ und „Schranz­berg“. Der letzte Bus nach Matrei fährt dort Mo.-Fr. um 19.30 Uhr, Sa. um 18.44 Uhr und So. um 15.24 Uhr ab (Linie 8365). Vor dem Gemeindeamt steht ein öffentlicher Brunnen, ein weiterer befindet sich im Wald oberhalb der Panoramahütte.

Freitag, 1. März 2024

Im Jaccuzzi auf mehr als 2500 Metern

Das Berghotel Riffelhaus 1853 (riffelhaus.ch) bei Zermatt bietet in seinem Spa-Bereich einen 37°C warmen Jaccuzzi (Whirlpool) im Freien mit direktem Blick auf das Matterhorn. Dieser ist für Hotel­gäste täglich von 10:00 bis 20:00 Uhr geöffnet. Externe Gäste können ihn von 10:00 bis 16:00 Uhr für CHF 45.00 nutzen. Eine Voranmeldung ist erforderlich (riffelhaus.ch/spa/). Das Berghotel befindet sich in unmittelbarer Nähe der Station Riffelberg der Gornergratbahn und kann entweder mit der Bahn ab Zermatt oder mit einer Seilbahn von Furi aus erreicht werden.