Samstag, 23. Juni 2018

Picknick nach britischen Standards

Wer im Vereinigten Königreich ein Picknick veranstaltet, wird dazu mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Zubehör und Lebensmittel von Fortnum & Mason verwenden; vor allem, wenn er (oder sie) ein Snob ist. Es gibt nun mal nichts besseres; egal ob in Ascot, Wimbledon, Glyndebourne oder einfach nur in irgendeinem Landschaftsgarten.
Kontinentale Snobs sollten dem durchaus nacheifern, besitzen die Geistesverwandten von der Insel doch schließlich mehrere hundert Jahre Picknickerfahrung (z.B. wurde der Picknickkorb im 19. Jahrhundert im viktorianischen Großbritannien entwickelt!), auch wenn sie das Picknick selbst nicht erfunden haben (das waren wieder mal die alten Griechen). Und sogar Jesus war ein begeisterter Picknicker, hat er doch bekanntlich am See Genezareth 5000 Zuhörer unter freiem Himmel mit Brot und Fisch versorgt, wie die Bibel berichtet. Von Fortnum & Mason kam das Essen jedoch nicht, denn diese liefern keine verderblichen Lebensmittel nach außerhalb der Insel. Somit muss auch ein kontinentaleuropäischer Snob sich etwas einfallen lassen, sofern er nicht über Jesus' Fähigkeiten verfügt. Das unverderbliche Picknickzubehör (Picknickkorb, Besteck etc.) bei F&M zu bestellen ist kein Problem. Maßgeblich sind nur die verderblichen Lebensmittel. Diese muss man dann halt aus der näheren oder weiteren kontinentaleuropäischen Umgebung beschaffen.
Nehmen wir als Beispiel „The 1 Person Rambler Picnic with Dog Biscuits“ mit seinen essbaren Inhalten Pork Pie, Cheddar, Knäckebrot, einem Apfel, 2 Champagner Trüffelpralinen, einer Flasche Ale und Hundebiskuits. Bei den Hundebiskuits überlasse man dem Vierbeiner die Auswahl seiner Lieblingsmarke. Statt einer Flasche Ale nehme man eine Flasche Winzersekt (Imperial, wenigstens aber Demi) des eigenen Hauslieferanten, obwohl F&M Ale ins Ausland versenden würde. Auch die Trüffelpralinen gehören – wie das Ale - zu den wenigen Lebensmitteln die F&M ins Ausland verschickt. Alternativ wähle man Trüffelpralinen aus belgischer Herstellung, die leichter zu beschaffen sind, aber ebenfalls einen hohen Qualitätsstandard erreichen. Knäckebrot und Apfel sind recht einfach durch gängige Produkte zu ersetzen und Cheddar gehört inzwischen zur Grundausstattung jeder gut sortierten Käsetheke, wobei man ruhig auch einmal den irischen Cheddar probieren sollte. Bleibt also nur der Pork Pie, bei dem man entweder (wie an anderer Stelle bereits berichtet) auf ein tiefgefrorenes Importprodukt der Firma British Shopping (british-shopping.eu) zurückgreift oder auf ein eingedostes von Fray Bentos, sofern man nicht selbst einen Pork Pie backen will. Auf diese Weise ist es möglich auf dem europäischen Festland ein Picknick nach britischen Standards zu organisieren. Im übrigen spricht auch nichts dagegen den Speiseplan durch Sandwiches oder Picknick-geeignete, lokale Spezialitäten zu ergänzen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.