Dienstag, 1. Mai 2018

Montenegro

Weitgehend unbemerkt vom Rest der Welt bauen ausländische Investoren den Kleinstaat an der Adria zu einem Tummelplatz für Reiche und Neureiche aus. Vor allem die neue Luxusmarina Porto Montenegro sticht dabei ins Auge (portomontenegro.com). In der sturmgeschützten Bucht von Kotor gelegen, entsteht dort ein nobles Feriendorf mit Marina für Großyachten, Yachtclub, Ferienwohnungen, Luxusgeschäften (sogar mit zollfreiem Einkauf!), Nobelrestaurants, einer repräsentativen Uferpromenade und einer Privatschule. Selbst ein „Lifestyle Management Team“ gibt es. Eine weitere Top-Adresse für Geldadlige ist die etwa 30km weiter südlich gelegene Insel Sveti Stefan, mit einem malerischen Fischerdorf, das schon in den 1950er Jahren zu einem Feriendorf umgestaltet wurde. Seit 2007 wird die Insel von einer Hotelkette aus Singapur zu einer Luxusdestination hin entwickelt. Auf halbem Weg zwischen Kotor und Sveti Stefan liegt bei Budva der Strand von Mogren, der ehemalige Privatstrand des montenegrinischen Königs und heute ein öffentliches Strandbad (das Königreich hat nebenbei bemerkt nur von 1910 bis 1918 bestanden; das Fürstentum Montenegro gab es allerdings schon seit 1852 und dieses löste das seit 1516 bestehende Fürstbistum ab). Auch hier sollen ausländische Investoren die Hände im Spiel haben. 
Es steht zu befürchten, dass sich Montenegro in dieselbe Richtung entwickelt wie z.B. Porto Cervo auf Sardinien oder Courchevel in den französischen Alpen, nämlich, dass eine Retorten-Feriendestination entsteht, in der die Reichen und Neureichen ungestört in einer Art Scheinwelt ihren Urlaubsfreunden nachgehen können, ohne von der sie umgebenden, historisch gewachsenen Realität gestört zu werden. Für Snobs kommt so etwas natürlich nicht infrage, denn derartige Planstädte haben keinen Snobappeal. 
Wer aber noch einmal an die montenegrinische Küste reisen will bevor diese unheilvolle Entwicklung spürbar wird, könnte für die Anreise eine Fähre vom italienischen Ancona nach Bar nehmen. Mit der Eisenbahn ist Montenegro nur über die zugegebenermaßen sehenswerte Bahnstrecke ab Belgrad oder von Albanien aus zu erreichen. Flughäfen findet man in Kotor und in Podgorica.

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