Weitgehend unbemerkt vom Rest der Welt
bauen ausländische Investoren den Kleinstaat an der Adria zu einem
Tummelplatz für Reiche und Neureiche aus. Vor allem die neue
Luxusmarina Porto Montenegro sticht dabei ins Auge
(portomontenegro.com). In der sturmgeschützten Bucht von Kotor
gelegen, entsteht dort ein nobles Feriendorf mit Marina für
Großyachten, Yachtclub, Ferienwohnungen, Luxusgeschäften (sogar mit
zollfreiem Einkauf!), Nobelrestaurants, einer repräsentativen
Uferpromenade und einer Privatschule. Selbst ein „Lifestyle
Management Team“ gibt es. Eine weitere Top-Adresse für
Geldadlige ist die etwa 30km weiter südlich gelegene Insel Sveti
Stefan, mit einem malerischen Fischerdorf, das schon in den 1950er
Jahren zu einem Feriendorf umgestaltet wurde. Seit 2007 wird die
Insel von einer Hotelkette aus Singapur zu einer Luxusdestination hin
entwickelt. Auf halbem Weg zwischen Kotor und Sveti Stefan liegt bei
Budva der Strand von Mogren, der ehemalige Privatstrand des
montenegrinischen Königs und heute ein öffentliches Strandbad (das Königreich hat nebenbei bemerkt nur von 1910 bis
1918 bestanden; das Fürstentum Montenegro gab es allerdings
schon seit 1852 und dieses löste das seit 1516 bestehende Fürstbistum
ab). Auch hier sollen ausländische Investoren die Hände im Spiel haben.
Es steht zu befürchten, dass sich
Montenegro in dieselbe Richtung entwickelt wie z.B. Porto Cervo auf
Sardinien oder Courchevel in den französischen Alpen, nämlich, dass
eine Retorten-Feriendestination entsteht, in der die Reichen und
Neureichen ungestört in einer Art Scheinwelt ihren Urlaubsfreunden
nachgehen können, ohne von der sie umgebenden, historisch
gewachsenen Realität gestört zu werden. Für Snobs kommt so etwas
natürlich nicht infrage, denn derartige Planstädte haben keinen
Snobappeal.
Wer aber noch einmal an die montenegrinische Küste
reisen will bevor diese unheilvolle Entwicklung spürbar wird, könnte
für die Anreise eine Fähre vom italienischen Ancona nach Bar
nehmen. Mit der Eisenbahn ist Montenegro nur über die
zugegebenermaßen sehenswerte Bahnstrecke ab Belgrad oder von
Albanien aus zu erreichen. Flughäfen findet man in Kotor und in
Podgorica.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.