Mittwoch, 8. Januar 2025

Das Schmugglerdenkmal in Monschau-Mützenich

Die Bronzeskulptur eines Mützenicher Bildhauers erinnert seit 2012 an die Aachener Kaffeefront, das Zentrum des Kaffee­schmug­gels zwischen 1945 und 1953 von Belgien in die damalige britische Besatzungszone und nach­malige BRD. Mit angestrengtem Gesicht und einem Blick, der Abenteuer­lust vermuten lässt, gibt die lebens­große Figur mit dem Sack auf dem Rücken die Erinne­rung an den Schmuggel aus Sicht der Schmuggler wider. Vorsichtig sondiert er die Lage, hinter einen Stein hervorlugend, und zwar ziem­lich genau an der Stelle, wo früher die Zollstelle war. Auf­grund der hohen Kaffeesteuer von damals 10 DM pro Kilogramm lohnte es sich, Kaffee illegal ins Land zu bringen.

Heiß her soll es gegangen sein: Die Schmuggler haben sogar gestohlene Schützen­panzerwagen oder gepanzerte Lastwagen eingesetzt und sog. Krähenfüße aus­geworfen, um ihre Ver­folger vom Zoll ab­zu­schüt­teln. Diese haben ihrerseits Fahrzeuge mit Räumbesen ein­gesetzt, um besagte Krähenfüße von der Straße zu fegen. Einunddreißig Schmuggler und zwei Zöllner sind da­mals ums Leben ge­kom­men. Zumindest die Schmuggler dürften in den Himmel ge­kommen sein, denn die katholische Kirche war eher auf Seiten derer, die nach dem Krieg mit Schmug­geln die Not gelindert haben. Der Kölner Kardinal Frings hat dies in seiner legendären Sil­vester­predigt von 1946 zum Ausdruck ge­bracht und im Nideg­gener Ortsteil Schmidt wurde die im Krieg zerstörte Kirche mit Spenden aus dem Kaffee­schmuggel wieder aufgebaut. Zum Dank hat der Gemeinde­pastor alle diejenigen ge­seg­net, die im „Abendgeschäft“ tätig waren. Und sogar das bel­gische Militär hat sich an diesem „Abend­geschäft“ beteiligt. Dem hatten die Zöllner wenig entgegenzusetzen. Es war also eine wilde Zeit damals.

Der Schmuggel ließ je­doch nach, als die Kaffeesteuer auf 4 DM pro Kilogramm gesenkt wurde; heute liegt sie bei €2.19 pro Kilogramm für Röstkaffee und €4.78 pro Kilogramm für vollöslichen Kaffee. Mittlerweile ist die Grenze offen und bis zu 10kg Kaffee pro Person darf man legal hinüber bringen. Auch der Einkauf von Schaumwein (max. 60 Liter) wird noch gerne praktiziert, obwohl die Schaum­wein­steuer mit €1.02 pro 0.75 Liter vergleichsweise gering aus­fällt. Alkopops und Bier können in Belgien zwar ebenfalls geringfügig preis­günstiger erworben wer­den, aber schmuggeln lohnt sich heute nicht mehr. Was jedoch bleibt, ist die romantische Er­inne­rung an Freiheit und Aben­teuer und die Gewissheit, die offenen Grenzen von heute vorweg ge­nom­men zu haben, für die das Denkmal letztendlich steht.

Das Schmugglerdenkmal befindet sich im Monschauer Ortsteil Mützenich; die Bushaltestelle Mütze­nich Zoll der Linie 85 nach Monschau (aseag.de) und der belgischen Buslinie 385 (Eupen – Monschau; letec.be) ist direkt am Denkmal. Auf beiden Linien gilt das D-Ticket.

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