Die Bronzeskulptur eines Mützenicher Bildhauers erinnert seit 2012 an die Aachener Kaffeefront, das Zentrum des Kaffeeschmuggels zwischen 1945 und 1953 von Belgien in die damalige britische Besatzungszone und nachmalige BRD. Mit angestrengtem Gesicht und einem Blick, der Abenteuerlust vermuten lässt, gibt die lebensgroße Figur mit dem Sack auf dem Rücken die Erinnerung an den Schmuggel aus Sicht der Schmuggler wider. Vorsichtig sondiert er die Lage, hinter einen Stein hervorlugend, und zwar ziemlich genau an der Stelle, wo früher die Zollstelle war. Aufgrund der hohen Kaffeesteuer von damals 10 DM pro Kilogramm lohnte es sich, Kaffee illegal ins Land zu bringen.
Heiß her soll es gegangen sein: Die Schmuggler haben sogar gestohlene Schützenpanzerwagen oder gepanzerte Lastwagen eingesetzt und sog. Krähenfüße ausgeworfen, um ihre Verfolger vom Zoll abzuschütteln. Diese haben ihrerseits Fahrzeuge mit Räumbesen eingesetzt, um besagte Krähenfüße von der Straße zu fegen. Einunddreißig Schmuggler und zwei Zöllner sind damals ums Leben gekommen. Zumindest die Schmuggler dürften in den Himmel gekommen sein, denn die katholische Kirche war eher auf Seiten derer, die nach dem Krieg mit Schmuggeln die Not gelindert haben. Der Kölner Kardinal Frings hat dies in seiner legendären Silvesterpredigt von 1946 zum Ausdruck gebracht und im Nideggener Ortsteil Schmidt wurde die im Krieg zerstörte Kirche mit Spenden aus dem Kaffeeschmuggel wieder aufgebaut. Zum Dank hat der Gemeindepastor alle diejenigen gesegnet, die im „Abendgeschäft“ tätig waren. Und sogar das belgische Militär hat sich an diesem „Abendgeschäft“ beteiligt. Dem hatten die Zöllner wenig entgegenzusetzen. Es war also eine wilde Zeit damals.
Der Schmuggel ließ jedoch nach, als die Kaffeesteuer auf 4 DM pro Kilogramm gesenkt wurde; heute liegt sie bei €2.19 pro Kilogramm für Röstkaffee und €4.78 pro Kilogramm für vollöslichen Kaffee. Mittlerweile ist die Grenze offen und bis zu 10kg Kaffee pro Person darf man legal hinüber bringen. Auch der Einkauf von Schaumwein (max. 60 Liter) wird noch gerne praktiziert, obwohl die Schaumweinsteuer mit €1.02 pro 0.75 Liter vergleichsweise gering ausfällt. Alkopops und Bier können in Belgien zwar ebenfalls geringfügig preisgünstiger erworben werden, aber schmuggeln lohnt sich heute nicht mehr. Was jedoch bleibt, ist die romantische Erinnerung an Freiheit und Abenteuer und die Gewissheit, die offenen Grenzen von heute vorweg genommen zu haben, für die das Denkmal letztendlich steht.
Das Schmugglerdenkmal befindet sich im Monschauer Ortsteil Mützenich; die Bushaltestelle Mützenich Zoll der Linie 85 nach Monschau (aseag.de) und der belgischen Buslinie 385 (Eupen – Monschau; letec.be) ist direkt am Denkmal. Auf beiden Linien gilt das D-Ticket.
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