Es gibt viele Möglichkeiten eine Abendgesellschaft zu gestalten: Gespräche, Lesungen, Karten- und Gesellschaftsspiele, Theaterspielen oder gemeinsames Musizieren, um die Wichtigsten zu nennen. Im 19. Jahrhundert fanden die Abendgesellschaften den Weg aus den Königs- und Herrscherhäusern in die bürgerliche Gesellschaft. Veranstaltet wurden sie in Privatsalons. Heute betont der Begriff vor allem das gesellschaftlich oder kulturell höhere Niveau einer abendlichen Zusammenkunft.
Ein Snob lädt selbstverständlich nur elitäre Freunde zu Abendgesellschaften ein. Er selbst kann de facto auch irgendwo eingeladen werden, aber meist wird er es vorziehen die Einladung zu snobben oder zumindest die Veranstaltung vorzeitig und gähnend zu verlassen. Dennoch sollte man hin und wieder eine Soirée besuchen, weil es wichtig ist, am kulturellen Leben teilzunehmen.
Infrage kommen für einen Snob Musikabende mit mindestens semiprofessionellen Musikern, also keine Heimorgelspieler oder ähnliches, weiterhin Dichterlesungen mit jungen, aufstrebenden Nachwuchsautoren, Vorträge zu gesellschaftlich relevanten Themen, aber auch renommierte Gesellschaftsspiele, wie z.B. historisches Bridge (also nicht die moderne Version, die eher einem Turniersport gleicht), Piquet, Mah-Jongg oder Backgammon, aber auch Klassiker wie Dame, Mühle oder Domino (aber kein Skat!). Von irgendwelchen kindgerechten Modespielen sollte man jedoch Abstand nehmen. Von Laientheater oder Gesprächsabenden hält sich ein Snob ebenfalls fern, denn langweilige Laientheater und noch langweiligere Gesprächsthemen sind nicht sein Ding. Filmabende sind akzeptabel, sofern es sich um einen geschmackvollen Film oder um eine Dokumentation (aber nur solche ohne nachgespielte Szenen) handelt.
Die übrigen Soirée-Teilnehmer sollten nicht gerade der untersten Arbeiterklasse entspringen. Ein Mindestmaß an Niveau muss schon sein! Titulierte Akademiker, Künstler und der eine oder andere Adlige (auch viele Adlige erfüllen leider heutzutage die gesellschaftlichen Mindeststandards nicht mehr) können einer Soirée durchaus ein wenig Glanz verleihen, ebenso Angehörige des diplomatischen Corps. Historisch betrachtet, unterschied man zum Beispiel im Habsburgerreich Österreich-Ungarns zwischen Erster und Zweiter Gesellschaft. Zur Ersten Gesellschaft gehörte der Alte Adel (Hoher Adel, Uradel), zur Zweiten alle anderen die nicht zum gemeinen Volk gehörten, insbesondere die neu nobilitierte Bourgeoisie. Zu ihr zählten Professoren, Künstler, Offiziere, nobilitierte Wirtschaftstreibende und hohe Beamte. Mit den Umwälzungen des ersten Weltkrieges ist die Erste Gesellschaft weitgehend untergegangen. Es bleibt heutzutage also nur das, was bisher die Zweite Gesellschaft war. Vorsicht jedoch mit bekannten Prominenten, denn diese bergen die Gefahr, das Interesse der übrigen Besucher ausschließlich auf sich zu ziehen. Wenn sich letztere dann auch noch als Fans entpuppen, ist der Abend praktisch gelaufen.