Samstag, 1. Juni 2024

Der Ritten bei Bozen

Man sagt, dass hier die Sommerfrische erfunden worden sei (ritten.com). Überliefert ist, dass wohl­habende Bozener Bürger schon im 17. Jahrhundert auf dem etwa 1200 Meter hohen Felsrücken Ferien­häuser be­saßen. Mit dem Bau der Rittner Bahn 1907, einer meterspurigen Zahnradbahn, und zweier Grand Hotels erhielt die Som­mer­frische auf dem Ritten neue Popularität, zumal es hier oben im Sommer deutlich kühler ist, als im etwa 900 Meter tiefer gelegenen Bozen. Straßen gab es da­mals auf dem Ritten noch nicht, lediglich Wege für Karren und Fuhrwerke. Auf dem gesamten Berg­rücken be­fin­den sich jedoch sehenswerte Profanbauten, botanische Natur­denk­mäler (Kasta­nien­bäume), Moor­land­schaften und Erdpyramiden. An verschiedenen Stellen des Ritten-Plateaus gibt es auch Trinkwasserbrunnen. Sogar einige Hotels offerieren sog. Refill-Stationen für mitge­brachte Wasserflaschen.

Erster Ort am Berg war und ist Maria Himmelfahrt (1176m); hier endete die Zahnradstrecke und hier beginnt bis heute die etwa 6km lange Adhäsionsstrecke nach Klobenstein, entlang derer sich zahlreiche Villen und Patrizierhäuser befinden. Erst 1969 wurden die ersten Straßen auf dem Ritten eröffnet; drei Jahre zuvor ging die neue Seilbahn von Bozen nach Ober­bozen in Betrieb und die Zahnradstrecke der Rittner Bahn wurde stillgelegt.

Die Adhäsionsstrecke von Maria Himmelfahrt nach Klobenstein wur­de erst vor wenigen Jahren saniert und modernisiert, vor allem die Gleisanlagen, Remisen, Strom­versorgung, Bahn­steige und die Beleuchtung. In der Hauptsaison nutzen bis zu 4000 Fahr­gäste täglich die Bahn, die mit ihren teils historischen Fahr­zeugen selbst eine Attraktion ist. Die Ver­kehrs­last ruht auf vier BDe 4/8 Trieb­wagen, die von der Tro­ge­ner Bahn (Schweiz) stammen. In Oberbozen endet heute die Seilbahn aus dem Tal un­mit­tel­bar an der Station der Rittner Bahn, sodass die Reisenden zwar eine kürzere Reisezeit (12min. statt 53min.) haben, aber dafür um­steigen müssen. Im Umfeld der Station gibt es diverse Ein­kaufs­möglichkeiten, u.a. einen De­spar- und einen M-Preis-Supermarkt.

Sehenswert sind in Oberbozen die Erdpyramiden im Katzenbachtal, die Kirche aus dem 13. Jahr­hundert, die neue Pfarrkirche, die zahlreichen Sommer­frischen­häuser und die Gloriette in Maria Him­mel­fahrt. Einen Blick wert sind auch die beiden Hotels Parkhotel Holzner (1907 auf Initiative der Rittner Bahn AG erbaut) und das Hotel Post-Victoria (beide in Stationsnähe). Es gibt ein Schwimm­bad und im Winter einen Eis­laufplatz. Im 2km entfernten Wolfsgruben sind der Wolfs­grub­ner See, das Bienenmuseum und die Menhire einen Besuch wert.

Klobenstein (1140m) ist nach 18minütiger Fahrt die Endstation der Rittner Bahn und auch hier fin­det man zahlreiche Sommer­häuser. Sehenswert ist weiterhin die Kirche aus dem 17. Jahrhundert. Es gibt ein Frei­bad, einige Tennisplätze und ein paar im Ort verstreut liegende Geschäfte (darun­ter zwei Supermärkte). In Klo­ben­stein verweilten u.a. Sigmund Freud und Franz Kafka und es existiert ein recht bekanntes Gemälde des Malers Lovis Corinth aus dem Jahre 1910, dass den Ham­burger Unternehmer Henry B. Simms und Teile seiner Familie in der Sommer­frische auf einer Aus­sichts­terrasse in Klobenstein zeigt. Im unmittel­baren Nachbarort Lengmoos bestand einst eine Kom­men­de des Deutschen Ritter­ordens, außerdem gibt es auch dort am Ortsrand Erdpyramiden. Vom Bus­bahnhof Klobenstein ver­kehren die Linien 165 (Bozen - Lengstein), 166 (Kloben­stein – Pem­mern) und 167 (Kloben­stein – Wangen).

In Pemmern startet die Seilbahn zur Schwarzseespitze (2070m). Von dort sind es ca. 2.5km und 190 Höhenmeter zum Rittner Horn (2260m), dessen Gipfel jedoch auf dem Gebiet der Ge­meinde Bar­bian liegt. An der Bergstation und in ihrer Nähe befinden sich gleich mehrere Gast­wirt­schaften und einige Aus­sichts­punkte. An der Talstation gibt es eine Bushaltestelle, öffentliche Toiletten und einen WLAN-Hotspot.

Von der Straße von Klobenstein nach Lengstein zweigt bei den Erdpyramiden vor Maria Saal (Bus­halt) die ca. 2.5km lange Zufahrts­straße nach Bad Siess ab; einem aus nur wenigen Gebäuden be­ste­hen­den Weiler (1450m; badsiess.it). Wer mit dem Linienbus anreist, könnte auch mit dem Bus 166 Rich­tung Pemmern bis zur Haltestelle Tann fahren; von dort führt ein ca. 1km langer Waldweg nach Bad Siess. Die Siesser Heil­quelle wur­de um 1870 wiederentdeckt und wird seither für Trink- und Bade­kuren genutzt. Das Wasser wirkt appetit­anregend und findet vor allem bei Rheumatismus und Haut­pflege An­wen­dung. Die Quelle ent­springt oberhalb des Weilers in gleichmäßiger Schüttung und die Quell­tem­pe­ratur beträgt kon­stant 6,7°C. Das Wasser ist durch­scheinend und klar, und weist selbst nach starken Regenfällen keine Trübung auf. Durch den gerin­gen Gehalt an Mine­ral­salzen schmeckt es leicht süßlich und hat aufgrund der enthaltenen alka­li­schen Salze eine leicht zusam­men­ziehende Wirkung auf die Schleim­häute der Mundhöhle. Die großen Mineral­an­tei­le sind Na­tri­um-, Kalzium- und Magnesium­salze neben Metakieselsäure. Be­mer­kenswert ist, dass das Wasser absolut und streng neutral ist, also weder säuerlich noch basisch reagiert und dass seine Dichte et­was geringer ist als die eines ge­wöhnlichen Wassers. Im Gasthaus Bad Siess werden Wasserbäder unter Hinzugabe diverser Kräuter nach Wahl offeriert. Sauna, Mas­sa­gen und Kosmetik­behand­lun­gen gibt es auch. Außerdem wird das Wasser zum Kochen ver­wen­det.

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