Mittwoch, 20. März 2024

Gehobene Dinge Heute: Lounges

Zunächst muss man sagen, dass nicht alles „Lounge“ ist, was sich „Lounge“ nennt. Selbst manche Gaststätten wagen es heutzutage sich „Lounge“ zu nennen, obwohl es sich um einen gewöhnlichen Gastronomiebetrieb handelt. Häufig ist es sehr schwer zu erkennen, was ein Betrieb überhaupt mit einer „Lounge“ gemeinsam haben soll. Der Duden kennt vor allem drei Arten von Lounges: 1. Gesellschaftsraum in einem Hotel o.Ä.; Hotelhalle, 2. Bar, Klub mit anheimelnder Atmosphäre, 3. luxu­riös ausgestatteter Aufenthaltsraum auf Flughäfen, in Bahnhöfen, großen Stadien o.Ä. Die De­finition „luxuriös ausgestatteter Aufenthaltsraumdürfte wohl am Universellsten sein. Lounges an Flughäfen und Bahnhöfen (seltener in Seehäfen) befinden sich in der Tradition des Warte­saals Erster Klasse. Bei diesen Reiselounges stehen naturgemäß die Bedürfnisse der Reisen­den im Vordergrund. Exklusiv sind sie nicht. Für den Snob ist eine Reiselounge aber auf jeden Fall besser, als ein ge­wöhn­li­cher Warte­raum mit ungemüt­lichen Plastik­möbeln.

Das Angebot der Flughafen-Lounges ähnelt sich: Bequeme Sitzmöbel, Getränke und Snäcks, Zei­tun­gen und Zeitschriften, Fernseher mit Nachrichten­programmen, Abflugmonitor und natürlich alles klimatisiert und barrierefrei. Im Businessbereich befinden sich meist Notebook-Arbeitsplätze, Steck­dosen, Handyladegeräte und WLAN. Dennoch findet man einen Snob nur selten in einer der übli­chen Flughafen (Business) Lounges; das gilt sogar für die Erste-Klasse-Lounges diverser Flug­gesell­schaften. Einen Vielfliegerstatus hat er schon gar nicht. Der Grund ist simpel: Ein Snob fliegt bevorzugt mit einer Chartermaschine oder einem Lufttaxi. Diese starten entweder vom General Aviation Terminal oder von einem kleinen Flug­platz aus (v.a. wenn es sich um eine Propeller­maschine handelt). Auf beiden gibt es in der Re­gel keine (Business) Lounges.

Am Boden stellt vor allem die Erste Klasse der Eisenbahn die bevorzugte Snob-Transportart dar, sofern der Snob nicht mit dem Nachtzug-Schlafwagen reist. Die Wahr­schein­lichkeit einen Snob in einer Bahnlounge anzutreffen ist demzu­fol­ge deut­lich höher. Den Rei­senden in der Erste Klasse stehen 15 DB Lounges der Deutschen Bahn und 7 ÖBB Club Lounges der Österreichischen Bundes­bahn offen, wobei Nachtzugpassagiere in Österreich ebenfalls Zugang zu den Lounges erhalten. Das Angebot um­fasst für ge­wöhn­lich bequeme Sitzmöbel, Zeitun­gen und Zeit­schriften (bei den ÖBB nur digital), TV-Nach­rich­ten (nur DB), Notebook-Arbeitsplätze mit Steckdosen und WLAN, alkoholfreie Heiß- und Kaltgetränke und eigene Toiletten; bei den ÖBB und in den Premium­berei­chen der DB Loun­ges auch kleine Snäcks. Außerdem existieren in vielen euro­päischen Nach­bar­län­dern ebenfalls Bahn­lounges, u.a. in Frank­reich, den Nieder­lan­den (Amsterdam Central, Schiphol und Rotterdam Central), Spanien und Schweden, wo­bei das An­gebot und die Qualität recht un­ter­schiedlich sein können (z.B. sind in Frankreich Ge­tränke kosten­pflichtig).

Von den derzeit insgesamt 15 Lounges an deutschen Bahnhöfen besitzen die Loun­ges in Berlin, Frankfurt Hbf., Hamburg, Köln und München einen separaten Bereich für Passagiere der Ersten Klasse. Zugang erhält man mit einem Fahrschein für die Erste Klasse im Fernverkehr, jedoch nicht mit einem Super-Sparpreis-Fahrschein für die Erste Klasse (auch nicht im allgemeinen Lounge­bereich). Getränke und Snäcks werden - im Gegensatz zum normalen Lounge­bereich - am Sitzplatz serviert und man bekommt auch kostenlose alkoholische Getränke. Ansonsten unter­schei­det sich das Angebot im Erster-Klasse-Bereich nicht von dem im allgemeinen Loungebereich, zu dem schon einfache Bahncard-Inhaber mit Vielfahrerstatus Zugang haben. Zu Spitzenzeiten ist der Erste-Klasse-Bereich aber meistens weniger überfüllt, als der allgemeine Bereich.

Vor einigen Jahren wurden v.a. in Einkaufszentren Shoppers’ Lounges (auch Customer Lounge ge­nannt) eingerichtet. Leider sind diese Lounges wieder verschwunden, noch dazu praktisch lautlos. Des weiteren fand man noch vor ein paar Jahren in Innenstädten und in Business Parks oft sog. Business Lounges mit Büros und Notebook-Arbeitsplätzen zur Tagesmiete vor. Von ihrem Wesen her waren sie aber auf die Bedürfnisse von Geschäftsleuten zugeschnitten und für Snobs unge­eig­net. Weniger verbreitet sind Lounges in Seehäfen. In der BRD gab es mal eine See­hafen-Lounge im Hafen von Kiel, aber die wurde schon vor geraumer Zeit geschlossen.

Eine Besonderheit stellt die LuxxLounge am Flughafen Frankfurt/M. dar (luxxlounge.de). Die Flug­hafen­lounge be­fin­det sich außer­halb des Sicher­heits­bereiches, sodass auch Besucher ohne Flug­ticket Zugang ha­ben, z.B. solche, die am Flughafenbahnhof umsteigen. In einem angenehm ruhigen Ambiente wer­den dem Gast Getränke und Snäcks, internationale Tageszeitungen und Magazine, kostenfreies WLAN sowie komfortable Sanitäranlagen mit Dusch­mög­lich­keit offeriert. Außerdem gibt es einen kleinen Kon­ferenz­raum. Der einzelne Ein­tritt für bis zu 3 Stun­den Aufenthalt liegt bei €35, es gibt auch eine Jah­res­mitglied­schaft.

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