Donnerstag, 11. April 2024

Die Sommerfrische

Das sommerliche Übersiedeln von der Stadt auf das Land war schon in der Antike weit verbreitet. Richtig populär wurde es mit dem Bau der Eisenbahn im späten 19. Jahrhundert. Adlige und wohl­habende Bürger bauten sich nun in malerischen Orten entlang der Bahnstrecken Sommervillen oder quartierten sich in Gasthöfen und Privathäusern ein. Schnell entstanden in den beliebtesten Orten Unter­hal­tungs­angebote für die Sommergäste, wie z.B. Spazierwege zum Promenieren und Fla­nie­ren, Musik­pavillons, Flussbäder oder Aussichtspunkte; in besonders mondänen Orten auch Theater und ein Kurpark, oft mit einem oder mehreren (Kaiser-) Denkmälern. Vor allem in Öster­reich ent­wickel­te sich die Sommerfrische bald zu einem Status­symbol. Sommerfrische-Orte gab es dort viele; die Bekanntesten dürften wohl Semmering, Rax, Baden bei Wien und Bad Vös­lau sein. Nicht weniger populär waren aber auch der Wienerwald und das Kamp­tal, die auch heute noch be­liebte Ziele für Sommertouristen sind (z.B. besaß der Wie­ner Pop­sänger Falco ein Haus in Gars am Kamp). Selbst Kaiser Franz-Josef hatte eine Saison-Villa in Bad Ischl. Natürlich war er nicht der einzige Prominente; z.B. taten auch Gustav Mahler, Johannes Brahms, Sigmund Freud oder Arthur Schnitzler es ihm gleich, wenn auch nicht alle in Ischl. In der Hochblüte der Sommer­frische ver­brach­ten Frauen und Kinder meist den ge­sam­ten Sommer auf dem Land, während die Männer unter der Woche in der Stadt ihrer Arbeit nachgingen. Durch die Veränderung der Reise­gewohn­heiten ab den 1950er Jah­ren, wurde die Sommerfrische unpopulär, gewann aber in den letzten Jahren wieder an Beliebtheit. Zum Glück noch nicht so sehr, dass sie für Snobs uninteressant wäre.

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