Viele gehobene Dingen des Lebens sind in den letzten
Jahrzehnten auf der Strecke geblieben, u.a. Luxuszüge (der
TEE war der letzte seiner Art), Gepäckträger
(findet man nur noch sehr selten), die Concorde (die letzte
Maschine ist unrühmlich abgestürzt), Bordservice im
Flugzeug (kostet jetzt extra), Wildfang-Kaviar (Artenschutz) und
das Kapitänsdîner auf Kreuzfahrten. Selbst die
Spielcasinos sind vom Tummelplatz der gehobenen Art zur
Schutzzone für Spielsüchtige geworden.
Als nächstes wird es wohl die Haute Cuisine und die Côte
d`Azur treffen.
Bei ersterer kann man zumindest für Deutschland getrost sagen,
dass es sich um ein elitäres Netzwerk von Sterne-Köchen handelt,
die untereinander bestens vernetzt sind. Das führt natürlich auch
dazu, dass sich die Kreationen alle irgendwie ähneln und man
gelegentlich die Speisekarten zweier Renommierlokale kaum auseinander
halten kann. Neuerdings geht dies oft auch mit einer sog.
Weinbegleitung einher, bei welcher zu jedem Gang ein eigener
Wein serviert wird und der Blick in die Weinkarte überflüssig wird.
Es erinnert ein wenig an das Zappen durch verschiedene Fernsehkanäle,
wenn man sich spätestens nach dem vierten Gang nicht mehr an den
Wein zum ersten Gang erinnert. Zwischendurch gibt es dann noch einen
Likör oder Schnaps und vorneweg natürlich einen Aperitif – ein
alkoholisches Durcheinander wie auf einer Oberstufenparty.
Die Côte d`Azur hat dagegen ein ganz anderes Problem. Durch die
hohe Besteuerung von Bootstreibstoffen entsteht für die
Schiffseigner der Anreiz in Italien oder Spanien zu tanken, was bei
einer 42-Meter-Yacht schnell einen Betrag von über € 20.000
ausmachen kann. Rechnet man noch die Mehrbelastung an
Sozialabgaben für französische Crewmitglieder hinzu, dann kann man
nachvollziehen, warum die Yachtbranche Südfrankreichs über
hohe Einnahmeverluste klagt. Alleine im Hafen von Saint-Tropez sind
die Umsätze dieses Jahr um etwa 30% eingebrochen. Was aber ist die
Côte d`Azur ohne ihre Luxusyachten?
Für den Snob bedeutet dies, dass er (oder sie) sowohl die Haute
Cuisine als auch die Côte d`Azur neu bewerten muss. Ein
gastronomisches Angebot, welches seinen künstlerischen Anspruch
derart überreizt hat, sollte wieder zu seinen Ursprüngen
zurückgeführt werden. Im Notfall sollte man als Snob sogar einer
deftigen Bauernmahlzeit den Vorzug geben. Und die Côte d`Azur ist
sowieso schon lange viel zu überlaufen, als dass sie noch für Snobs
interessant wäre. Außerdem sind die Nachtzugverbindungen ab
Luxemburg und Straßburg eingestellt. Warum also nicht
woanders hin fahren, an den Lago d`Iseo, zum Beispiel?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.