Freitag, 6. Dezember 2019

Theaterlogen für Snobs

Für einen Snob ist die Abgrenzung zum gewöhnlichen Volk von entscheidender Bedeutung. Daher macht er (oder sie) sehr gerne von jeder sich bietenden Möglichkeit zur Abgrenzung Gebrauch. Zum Beispiel fährt er (oder sie) in der Eisenbahn in der Ersten Klasse oder im eigenen Schlafwagenabteil. Folg­lich ist es nur logisch, dass ein Snob auch im Theater einer eigenen Loge den Vorzug gibt.
Dabei stellen sich jedoch ein paar Schwierigkeiten ein. Zum einen wäre da die Verfügbarkeit. Moderne Theatergebäude haben nur noch sehr selten Logen. In den älteren Häusern dagegen, sind die vorhandenen Logen möglicherweise umgebaut; im günstigsten Fall einfach nur ausverkauft. Als nächstes wäre da der Preis, denn eine eigene Loge ist natürlich recht teuer. Und schließlich stellt sich die Frage, ob die Belegung einer eigenen Loge überhaupt die gewünschte Privatsphäre ermöglicht, denn es liegt in der Natur einer Theateraufführung, dass man dabei nicht alleine ist. Theater gibt es natürlich viele; die für einen Snob bedeutensten Bühnen dürften aber wohl die drei im folgenden beschriebenen sein.

Das Hamburger Hansa-Theater (hansa-theater.de) besitzt fünf sogenannte Logen, die von sieben bis elf durchnumme­riert sind. Jeweils fünf Personen sitzen an einem durchgehenden Tisch schräg zur Bühne, sodass man den Kopf ständig nach rechts gedreht hält, um dem Programm zu folgen. Tipp: Viel angeneh­mer verfolgt man das Bühnengeschehen von einem Einzel- oder Zweiertisch im Parkett. Entspre­chende Plätze findet man im aktuellen Sitzplan. Vor allem schaut man geradeaus auf die Bühne ohne den Kopf drehen zu müssen. Preislich gesehen wird nicht zwischen Parkett und Loge unter­schieden.

Die Dresdner Semper Oper (semperoper.de) besitzt im wesentlichen nur noch die alte „Königsloge“. Alle anderen bevorzugten Sitzplätze fielen der sozialistischen Gleichmacherei vor 1989 zum Opfer und wurden in „Ränge“ umgewandelt. Da man allerdings aus der Loge die beste Sicht hat, sind die 20 Plätze dort am teuersten. Ansonsten werden die (übrigen) Plätze nach der Sicht bepreist und es gilt die Faustregel: Je weiter vorne man auf den Rängen sitzt, desto schlechter ist die Sicht und desto preis­werter die Eintrittskarte. Generell ist die Sicht aus dem Parkett besser, als von den vorderen Rängen.

In Glyndebourne (glyndebourne.com) findet man eine ganze Reihe von „Side Boxes“. Einige sind für zwei Personen gedacht, andere sind eher für Gruppen geeignet und fassen etwa 8-10 Zuschauer. Alle Boxen sind jedoch aus dem Zuschauerraum einsehbar und umgekehrt. Preislich gesehen ist es hier ähnlich wie in Dresden: Die Plätze im Parkett (Stalls) sind oft teurer, als auf den Rängen (Circle or Upper Circle), weil auch hier nach Sicht bepreist wird. Je weiter vorne man auf den Rängen sitzt, desto schlechter ist die Sicht und desto preiswerter die Eintrittskarte. Generell ist die Sicht aus dem Parkett besser, als auf den vorderen Rängen. Und Privatsphäre hat man überhaupt nicht.

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