Der bekannte Ferienort im Oberengadin
versucht neue Gäste zu gewinnen, vor allem, indem man „cooler“
wird. Denn der Ruhm vergangener Tage als Flaniermeile der Schönen
und Reichen droht zu verblassen, seit insbesondere die Besucher aus
den Euroländern ausbleiben. Speziell das seit 2008 stattfindende „
Festival da Jazz“ im von dem bekannten Playboy Gunter Sachs
gegründeten Dracula Club sollte den Aufbruch zu neuen
Besuchersegmenten einleiten. Allerdings besteht die wichtigste
Innovation der letzten Jahre wohl darin, dass viele Hotels neuerdings
Wasserkocher auf den Zimmern für asiatische Kunden offerieren. Der
allerneueste Hit sind jedoch Reha-Aufenthalte für Herzpatienten, mit
Physiotherapie, Massagen und Kochkursen für gesunde Ernährung.
Weitere Hotels versuchen ihr Glück mit Fahrradtouristen, denen neben
geführten Radtouren auch eine Fahrrad-Waschstation mit
Werkstatt angeboten wird. Bei allen Innovationen wird jedoch ein
wichtiger Grund für das Ausbleiben zahlreicher Besucher vergessen:
Der Bauboom der letzten Jahrzehnte. Wer St. Moritz noch in den 90er
Jahren des vorigen Jahrhunderts besucht hat, konnte eine eher
dörfliche Atmosphäre erleben. Lediglich ein paar Villen, das
Palace Hotel und das renommierte Kurviertel wiesen darauf hin,
dass der altehrwürdige Kurort eine Historie als Nobelferienort
aufweist. Jetzt sind aber viele ehemalige Freiflächen bebaut und
auch der Straßenverkehr braucht den Vergleich mit einer
Großstadt nicht mehr zu scheuen. In erster Linie sind es
Ferienwohnungen, die in den letzten zwanzig Jahren wie Pilze aus dem
Boden geschossen sind. Damit entsteht aber genau das, was eigentlich
niemand will: Eine Stadt in den Bergen.
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