Auch
unter Snobs finden sich Freunde von Outdoor-Aktivitäten. Ein
gewöhnlicher Campingplatz hat allerdings wenig Snob-Appeal. Es gibt
jedoch eine ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit, die meist noch
dazu mitten im Wald liegt: Die Übernachtung in einer Schutzhütte
für Wanderer und Spaziergänger. Die Rede ist hierbei nicht von den
teilweise bewirtschafteten Schutzhütten wie es sie im Hochgebirge
gibt, sondern von einfachen Holzhäusern mit einer Sitzbank darin,
wie sie in den Wanderregionen der deutschen Mittelgebirge üblich
sind. Man findet sie oft mitten im Wald gelegen, seltener auch
in Ortsnähe. Gedacht sind sie für Wanderer die vom Regen überrascht
werden, weshalb sie auch in den gängigen Wanderkarten eingezeichnet
sind. Für Übernachtungen sind sie nicht vorgesehen, aber
schließlich kann es doch sein, dass man von der Dunkelheit
überrascht wird. Wie praktisch, wenn man dann zufällig seinen
Schlafsack dabei hat.
Bei dieser Art von Tour ist
gute Planung wichtig. Unbedingt sollte man eine detaillierte
Wanderkarte der Gegend studieren und den Übernachtungsplatz
vorab auswählen. Für den Fall, dass die Hütte unbewohnbar ist,
sollte man auch alternative Übernachtungsplätze ins Auge fassen,
z.B. benachbarte Schutzhütten. Ob man eine traditionelle
Wanderkarte aus Papier oder eine elektronische Karte auf dem Handy
etc. verwendet, ist Ansichtssache. Die Papier-Karte hat jedoch den
Vorteil, dass sie ohne Strom auskommt und eine größere Übersicht
bietet.
Als Ausrüstung sei zunächst
das Übliche empfohlen: Schlafsack, Isomatte, Kissen und für den
Frühstückskaffee ein kleiner Kocher und Geschirr. Wasser,
Kaffeepulver und die weiteren Frühstückszutaten muss man
notwendigerweise dabeihaben. Geschäfte findet man (nicht immer!) an
den Start- und Zielorten, allerdings sind die Einkaufsmöglichkeiten
in kleineren Orten natürlich nicht mit denen in der Stadt zu
vergleichen, vor allem was die Öffnungszeiten betrifft. Insbesondere
Bäckereien haben auf dem Lande oft nur vormittags geöffnet. Es ist
also besser Proviant und Hygieneartikel (auch Toilettenpapier!) schon
von zu Hause mitzubringen. Und auf keinen Fall darf man die
Wanderkarte vergessen!
Bedingt durch die
Besonderheit des Übernachtungsplatzes sollte man Vorkehrungen
treffen, um des nachts nicht von ungebetenen Gästen überrascht zu
werden. Es ist zum Beispiel kein Fehler einen Hund dabei zu haben,
der nächtliche Besucher entsprechend ankündigt. Sollte man keinen
Hund mitnehmen können, könnte man vielleicht einen
Infrarot-Bewegungsmelder mit Alarmton in der Hütte aufstellen und
damit den Eingang sichern. Eine Taschenlampe sollte man ebenso
griffbereit haben wie eine Dose Pfefferspray. Mit Überfällen muss
man nachts im Wald nicht rechnen, denn Diebe treiben sich gewöhnlich
nur in der Nähe menschlicher Behausungen herum, aber auch ein
neugieriges Wildschwein kann die Nachtruhe erheblich stören. Im
ungünstigsten Fall begegnet man einem Förster. Dann aber wird
selbst Pfefferspray wenig nützen.
Die folgenden
Tourenvorschläge in der Eifel mögen als Beispiel und Anregung
dienen (Wanderkarten kann man auf der Webseite eifelverein.de bestellen). Ähnliche Touren sind natürlich auch
in anderen Wandergebieten möglich.
1. Blankenheim –
Adenau, ca. 31 km. Die Tour nimmt am Bahnhof Blankenheim-Wald ihren
Anfang. (Einkaufsmöglichkeiten in Blankenheim; Eifelmuseum).
Eine erste Übernachtungsmöglichkeit gibt es am Freilinger See
(Einkehrmöglichkeiten in Reetz und Lommersdorf), eine einsamere im
Lommersdorfer Wald, wobei man dort allerdings den Hauptweg verlassen
und etwa einen Kilometer entlang des Aulbaches nach Norden gehen
muss. Von dieser Hütte geht es dann aber direkt nach Aremberg
(Einkehrmöglichkeit) und damit zurück auf den Hauptwanderweg via
Antweiler (Einkehrmöglichkeit) nach Adenau (Bus nach Ahrbrück
Bahn nach Remagen-Bonn).
2. Schmidtheim –
Losheim, ca. 15 km. Die Wanderung beginnt am Bahnhof Schmidtheim
(Bäckerei und Getränkemarkt im Ort) und führt zunächst über
nicht gekennzeichnete Wege in den Wald in Richtung Simmelerhof
(Rastplatz) und weiter nach Berk (Bäckerei im Ort, ev. aber nur
vormittags geöffnet). Zwischen Krombach und Dermbach führt ein
Wirtschaftsweg über den Höhenrücken auf den Lewertsberg, der dort
in einen Wanderpfad mündet welcher auf der anderen Seite in das
Lewerttal hinabführt. Die erste Schutzhütte befindet sich am
Parkplatz; besser man nimmt die zweite, die oberhalb des Füllenbaches
an einem mit A2 markierten Wanderweg liegt. In westlicher Richtung
wird am nächsten Tag dann die Kreisstraße überquert und auf einem
markierten Wanderweg das Forsthaus Losheim erreicht. Etwa einen
Kilometer südöstlich von Losheim liegt der Ardenner Grenzmarkt mit
Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten. Heimwärts geht es von dort mit
dem Ruftaxi (Fahrtanmeldung mindestens 30 min. vorher unter 0180
6131313 oder 02441 99454545) via Hellenthal nach Kall
(Bahnhof; vrsinfo.de).
3. (Heimbach –)
Rurberg – Kall, ca. 20 km. Nach Heimbach (Einkaufsmöglichkeiten)
gelangt man mit der Rurtalbahn ab Düren. Vom Heimbacher Bahnhof gibt
es Busverbindungen und im Sommer einen Wegebahn-Zubringer zum
Schiffsanleger Schwammenauel (nationalpark-eifel.de). Ab dort geht es
mit dem Fahrgastschiff (mit Bordrestaurant; rurseeschifffahrt.de) zur
Haltestelle Kermeter (ca. 25min.) oder nach Rurberg (ca. 45min.;
Bäckerei im Ort). Ab Rurberg läuft man dem Hauptwanderweg
folgend erst südlich, dann östlich über eine Brücke in den
Kermeter hinein. Vom Schiffsanleger Kermeter führt der Weg zunächst
leicht bergauf bis zum Hauptwanderweg, der dem Bergsattel bis zum
Haus Kermeter folgt. Auf dem Weg dorthin gibt es bereits diverse
Schutzhütten und Rastplätze. Ab Haus Kermeter kann und sollte man
einen Abstecher zum Kloster Mariawald einschieben (Einkehrmöglichkeit
und Klosterladen; kloster-mariawald.de). Zurück auf dem
Hauptwanderweg geht es weiter über Wolfgarten
(Einkehrmöglichkeit) zur Kohlweghütte oder zum Bernersknipp
(Schutzhütte mit Aussicht), abhängig davon, ob man Gemünd
(Einkaufsmöglichkeiten) besuchen will oder nicht (Hermes Paketshop
an der Araltankstelle und Post mit Paketempfang in der Aachenerstr.
8). Der erstere Weg ist der einsamere, dafür gibt es aber südlich
von Gemünd zwei weitere Schutzhütten. Am Maueler Berg zweigt der
Weg jedoch nach Osten in Richtung Mechernich ab und der Wanderer
sollte nun dem anderen, unmarkierten Weg über Voißel nach Kall
folgen. Der andere Weg führt ab Gemünd ebenfalls nach Kall, von wo
man mit der Bahn heimreisen kann.
4.
Wer die Übernachtung in einer Schutzhütte nicht mit einer
ausgedehnten Wanderung verknüpfen will, dem sei der Bad Neuenahrer
Stadtwald rund um die Fürstenberg Höhe, südlich des an der Ahr
gelegenen Kurortes Bad Neuenahr empfohlen.
Dort gibt es eine ganze Reihe von Schutzhütten auf relativ engem
Raum, sodass es einerseits problemlos möglich ist etwas passendes zu
finden, man andererseits aber keinen allzu weiten Weg von der Stadt
und vom Bahnhof zurücklegen muss, auch wenn der Weg in den Wald
mit einem leichten Aufstieg verbunden ist. Das Übernachtungserlebnis
dürfte mit dem der Wandertouren identisch sein. Auf eine Wanderkarte
zur Orientierung sollte man aber nicht verzichten. Um den Picknickkorb aufzufüllen, empfehlen sich die Feinkostgeschäfte Schmickler in der Telegraphenstraße und Krause in der Jesuitenstraße. Wenn man schon mal am Ort ist, könnte man natürlich auch noch kurz in die Ahr Thermen (zum Bademantel-Brunch) gehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.