Gemäß einer Umfrage der
niederländischen Tageszeitung De Volkskrant gilt das
wallonische Charleroi als die hässlichste und trostloseste Stadt
überhaupt: Unter fünf Kandidaten wurde sie zur »hässlichsten
Stadt der Welt« gekürt. Warum also dort nicht einmal eine
(inoffizielle) Stadtführung des belgischen Aktionskünstlers Nicolas
Buissart mitmachen? Der Herbst ist genau die richtige Jahreszeit
dafür, denn das fallende Herbstlaub, die Rufe der Krähen und der
kalte Wind sorgen für die richtige Stimmung.
Unter www.charleroiadventure.com kann
man eine sog. City Safari buchen, die den Gast zu den
Höhepunkten der postindustriellen Tristesse führt, u.a. in die
Route de Mons (die deprimierendste Strasse Belgiens), auf
einen Kohleabfallberg (mit Aussicht und bei gutem Wetter mit
Picknick), in die verlassene Ruine einer Metallfabrik („Symphonie
in Rost“) und an den Ort, wo sich die Mutter des Malers René
Magritte nachts im Fluss Sambre ertränkt hat. Beliebt ist außerdem
die Besichtigung einer nie in Betrieb gewesenen, halbfertigen
Stadtbahnstrecke die langsam vor sich hin modert und auf Wunsch fährt
man auch am Haus des Vergewaltigers und Serienkillers Marc Dutroux
vorbei. Eventuell sollte man mit dem eigenen Auto anreisen, sodass
die Tour nicht mit einem gemieteten Fahrzeug durchgeführt werden
muss. Tourtag ist gewöhnlich Sonntag, weil dann das Parken gratis
ist. Ein Gastronomietipp: Unbedingt besuchen
sollte man weiterhin die seit 1952 bestehende Friterie Robert La Frite in
der Rue du Grand Central, direkt am Bahnhof
(www.robertlafrite.be).
Die Stadtverwaltung sieht diese Touren
gar nicht gerne, denn schließlich möchte man ein positives Bild der
ehemaligen Industriestadt vermitteln. Dabei hat sich Charleroi vom
Niedergang der Stahlindustrie nie erholt. Die alten Fabriken rosten
vor sich hin, ein Viertel der Bevölkerung ist arbeitslos, das
Straßenbild ist von Drogenhandel und Gewalt geprägt und die Politik
taumelt von einem Korruptionsfall in den nächsten.
Anreise: Mit dem Auto über die A4 via
Aachen nach Lüttich (belg. A3, dann A15) und weiter nach Charleroi.
Mit der Bahn geht es ab/via Köln.
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