Samstag, 15. September 2018

Die Nietzsche-Häuser in Naumburg (Saale) und Sils GR

Nietzsche mag wegen seiner Werke umstritten sein. Eines ist jedoch sicher: Er war ein Snob. Bereits mit 24 Jahren erhielt er nach seinem Studium in Bonn und Leipzig eine Professur in Basel, die er zehn Jahre später aus gesundheitlichen Gründen aufgab. Auf der Suche nach einem für ihn verträglichen Klima bereiste er Südfrankreich, Italien und die Schweiz, aber schon mit 45 holte ihn die Krankheit wieder ein, als er Anfang Januar 1889 in Turin einen geistigen Zusammenbruch erlitt. Nur zwei Jahre zuvor, 1887, hatte er noch innerhalb eines Jahres ganze fünf Bücher geschrieben! Seit 1890 lebte er wieder in Naumburg, zunächst in der Obhut seiner Mutter, dann in der seiner Schwester. Zehn Jahre später raffte ihn die Krankheit endgültig dahin: Der bedeutende Philosoph starb 1900 in Naumburg (Saale) in geistiger Umnachtung. Seinen spät einsetzenden Erfolg hat er nicht mehr erlebt.
Das Nietzsche-Haus (www.mv-naumburg.de/nietzschehaus) in Naumburg an der Saale, Weingarten 18, in welchem der Philosoph den Großteil seiner Jugend und die letzten Jahre seines Lebens ver­bracht hat, war zwischen 1858 und 1897 das Wohnhaus Franziska Nietzsches, die 1850 mit Ihren beiden Kindern Friedrich und Elisabeth nach Naumburg zog, nachdem ihr Mann, der Röckener Pastor Karl Ludwig Nietzsche im Jahr zuvor gestorben war. Auch für Sohn Friedrich blieb das Naumburger Mutterhaus immer ein Lebensmittelpunkt. In einer Dauerausstellung wird sein Leben und Werk dokumentiert, während die in den Ausstellungsräumen aufgestellte Hausbibliothek dem Besucher Gelegenheit gibt sich mit seinem Werk bekannt zu machen. Geöffnet ist das Haus Dienstag bis Freitag 14:00-17:00 Uhr und Samstag, Sonntag und an Feiertagen 10:00-17:00 Uhr; der Eintritt beträgt €4. Vom Hauptbahnhof kommend, erreicht man das Nietzsche-Haus mit der Straßenbahn (naumburger-strassenbahn.de), Haltestelle Vogelwiese.
Ein weiteres Nietzsche Haus (www.nietzschehaus.ch) existiert im bündnerischen Sils, unweit von St. Moritz. Anfang Juli 1881 kam Friedrich Nietzsche das erste Mal nach Sils, wo er im Hause der Familie Durisch (heutiges Nietzsche-Haus) ein Zimmer im 1. Stock zur Untermiete bewohnte. Von 1883 bis 1888 kehrte er immer wieder hierher zurück. Er hatte hier einen Ort gefunden, der ihm Ruhe und Konzentration ermöglichte, eine Landschaft, die ihm - wie er selbst sagte – „blutsver­wandt“ war. Hier arbeitete er während der sieben Sommeraufenthalte zahlreiche seiner Werke aus. Am Ufer des Silvaplanasees kann überdies der Stein besichtigt werden, der Nietzsche nach eigenen Angaben 1881 zur Grundkonzeption des Zarathustra angeregt haben soll. Am Stein befindet sich eine Gedenktafel.
1960 wurde das bis dahin in Privatbesitz befindliche Haus durch die Stiftung Nietzsche-Haus in Sils erworben, um es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Haus informiert eine umfangreiche Ausstellung über Leben und Werk des Philosophen. Es gibt auch eine Bibliothek mit etwa 4000 Bänden. Das eigentliche Nietzsche-Zimmer im 1. Stock ist jedoch in seinem schlichten Original­zustand erhalten. Das Museum ist in der Sommersaison (von Mitte Juni bis Mitte Oktober) und in der Wintersaison (von Ende Dezember bis Mitte April) jeweils von Dienstag bis Sonntag, 15:00 - 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt SFr. 8 für Erwachsene. Jeden Mittwoch findet von 11:00 - 12:45 Uhr eine Führung statt (SFr. 16, Eintritt inbegriffen).
Außerdem besteht die Möglichkeit im Haus zu übernachten: Es gibt vier Doppelzimmer und eine Souterrain-Wohnung. Der Mindestaufenthalt liegt bei drei Nächten zu einem Preis ab etwa SFr. 70 pro Person (Internetzugang pauschal einmalig SFr. 9). Verpflegung gibt es keine, aber die Küchen­benutzung ist im Preis inbegriffen. Ihre Zimmer müssen die Gäste selbst reinigen.
Im übrigen existiert eine Nietzsche-Gedenkstätte (www.nietzsche-gedenkstaette.de) in Nietzsches Geburtsort und Grablege Röcken, die allerdings nur nach Voranmeldung geöffnet wird. In Schul­pforta bei Naumburg wird einmal jährlich eine sog. Nietzsche-Werkstatt veranstaltet. Einzelheiten dazu gibt es unter www.nietzsche-gesellschaft.de.

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