Die Haute Cuisine steckt schon seit
langem in einer Sackgasse. Ein gutes Restaurant der
Spitzengastronomie gewinnbringend zu führen, ist heutzutage
fast unmöglich, wenn bei einer Gewinnmarge von 5% nur 10% der
Gäste eine Reservierung stornieren. Aufsehen erregt hat im Jahre
2017 auch der Fall des Chefkochs des Drei-Sterne-Gourmetrestaurants
Le Suquet in Laguiole (Auvergne), der um die Streichung aus
dem bekannten Gastronomieführer Guide Michelin gebeten hat.
Aber viel schlimmer sind eigentlich die Gleichförmigkeit der
Speisenkarten, die aus der Vernetzung der Köche resultiert, oder die
Weinbegleitung, die am Ende ein alkoholisches Durcheinander
produziert, wie auf einer Oberstufenparty. Auch produziert die
Neigung immer exotischere Zutaten zu verwenden Geschmacksrichtungen,
die nicht nur haarscharf am Rande des Limits liegen, sondern dieses
hin und wieder überschreiten, wie z.B. das kürzlich entwickelte
Mayonnaise-Speiseeis. Einem Snob bleibt da nur die Möglichkeit einen
Schritt zurück zu treten und die Dinge aus der Distanz zu
betrachten.
Der nächste logische Schritt führt
ihn dann in eine bodenständige Pommesbude, denn diese stellt den
Königsweg der schnellen Küche dar. Wichtig ist, nicht einfach
irgendeine Bude anzusteuern, sondern einen alteingesessenen
Traditionsbetrieb mit guter Reputation und stimmigem Angebot. Dazu
verwende man einen entsprechenden Gastronomieführer, die es
inzwischen auch als Smartphone-App gibt. Nach erfolgter, sorgfältiger
Buden-Auswahl sollte der Snob auf jeden Fall seine eigene
Pommes-Gabel aus Metall mitbringen. Das zeugt von einer gewissen
Kultpflege und übermittelt die Botschaft „Ich meine es ernst!“
Niemals sollte man Pommes Frites mit den Fingern essen.
Vorhandene Sitzgelegenheiten sollte man nutzen, auch wenn man dabei
gesehen wird. Als Snob mit geradezu sprichwörtlicher Nonchalance
kann man sich das erlauben. Gibt es nur Stehtische, dann bleibt man
halt stehen, wenn sich in der unmittelbaren Nähe keine
Sitzgelegenheit (z.B. eine Parkbank) findet. Im Gehen essen sollte
man aber auf gar keinen Fall. Ein Snob nimmt sich stets die Zeit in
Ruhe zu speisen, auch an einer Pommesbude. Sollte der Einsatz eines
Messers erforderlich sein (z.B. bei Wurstgerichten), dann setzt der
Snob anstelle des angebotenen Plastikbestecks sein Taschenmesser ein
(ein Westfälisches Adelsmesser natürlich).
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