Letztere nähern sich dem Thema jedoch von einer anderen Seite. Es ist der Flaneur des späten 19. Jahrhunderts, der die Herangehensweise des Snobs prägt. Erfahrbar ist der Flaneur heute vor allem in der Kunst seiner Epoche als schlendernder Dandy, Zeitung lesender Herr im Park oder als elegante Dame, die in eine Schaufensterauslage schaut. Denn zur Schau gestellte Langeweile war im 19. Jahrhundert das ultimative Statussymbol; nicht nur bei wohlhabenden Adligen. Historisch gesehen ist der Flaneur an die Entwicklung der Metropolen im 19. Jahrhundert geknüpft, an die großen Boulevards von Paris oder Berlin mit ihren breiten Bürgersteigen.
Der Snob führt diese beiden Sichtweisen - die des Promenadologen und die des Flaneurs - zusammen: Er erkennt beim Flanieren seine Umgebung und demonstriert gleichzeitig seinen Status, nämlich dass er sich das Flanieren (finanziell) erlauben kann. Schließlich muss ein Snob ja irgendwie der ständigen Langeweile entgehen, die Antonius Moonen in seinem Standardwerk "Die Welt der Snobs" so treffend beschreibt. Steigern kann man das sogar noch durch die Veranstaltung von Picknicks an ungewöhnlichen Orten, z.B. auf einem Boot im Hafenbecken, auf der Kuppe einer ehemaligen Abraumhalde oder in einer Seilbahngondel (nicht nur letzteres wird manchmal sogar offiziell angeboten). In einigen asiatischen Ländern sind an Feiertagen Picknicks auf dem Friedhof am Grab eines verstorbenen Angehörigen üblich (Europäer finden das allerdings oft pietätlos).
Hinweis: Das Kunstmuseum Bonn zeigt derzeit in einer Ausstellung Gemälde zum Thema Flanieren: 160 Werke von 65 Künstlern wie Vincent van Gogh, Camille Pissarro, August Macke und Ernst Ludwig Kirchner. Die Ausstellung "Der Flaneur - Vom Impressionismus bis zur Gegenwart" läuft noch bis Januar 2019.
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