Samstag, 2. August 2025

Der Budget-Snob Set: Mit dem D-Ticket ins Heilbad

Entgegen der landläufigen Meinung benötigt ein Snob keineswegs umfangreiche finanzielle Mittel, um seine Neigung auszuleben. Oft genug ergeben sich Möglichkeiten, an die man zunächst gar nicht denkt. Ein Beispiel dafür ist das D-Ticket, welches einem Budget-Snob die Chance bietet zu einem günstigen Preis in ein Heilbad oder zu einem anderen interessanten Ort zu reisen, und zwar in der 1. Wagenklasse. Zwar gilt das D-Ticket nur in der 2. Klasse, jedoch ist es oftmals möglich eine Zu­schlagkarte für die Nutzung der 1. Klasse zu erwerben. Ein sogenannter „Übergang in die 1. Wa­gen­klasse“ ist sowohl als Einzelübergang, als auch als Monatsübergang für Zeitkarten gemäß den Bedingungen des Deutschlandtarifs, der Ver­kehrs­verbünde oder Landes­tarife erhältlich. Die Wahl des Übergang-Fahrscheins hängt somit also im Wesentlichen von dem Ver­kehrs­verbund ab, in wel­chem man unterwegs ist. Man muss folglich zunächst das Tarif­modell des jeweiligen Verbundes kennen. Generell empfiehlt es sich wohl den Einzel­übergang zu wählen, wenn man sonst schwer­punkt­mäßig mit Bussen oder Straßen­bahnen unterwegs ist, denn diese haben keine 1. Klasse. Auf jeden Fall kann man so aber mittels eines Aufpreises auch mit dem D-Ticket die 1. Wagen­klasse in Nah­ver­kehrs­zügen nutzen.

Die meisten Heilbäder mit einer trinkbaren Heilquelle (es gibt auch welche ohne Heil­quelle) bieten irgendwo eine Mög­lich­keit das Wasser kostenlos zu erhalten. Oft ist dies eine Zapfstelle, meist bestehend aus einem Aus­lauf­hahn mit Auffangbecken, welche sich an einer Seiten­wand der Brunnenhalle oder des Kur­hauses befindet, in einem Brunnen­häuschen oder Pavillon im Kurpark, oder es ist ein Brunnen irgend­wo in Orts­inne­ren. Es existieren auch Heilbäder, die den organisierten Heil­wasser­ausschank komplett aufgegeben haben und den freien Zugang zur Brunnenhalle gestatten. In allen Fällen bringt man sein Trink­gefäß selbst mit. Das kann z.B. ein (verschließbarer) Thermo-Tee- oder Kaffee­becher sein, den man auch sonst verwendet und diesmal zum Trinken des Heilwassers nutzt. Man kann den Becher nach dem Trinken auch noch einmal mit Heilwasser für später auffüllen. Wichtig: Bei allen Quellen sollte man sorg­fältig die Heil­an­zei­gen studieren.

In einigen Heilbädern ist der Zutritt zum Kurpark kostenpflichtig. Manchmal gibt es aber (Wo­chen-) Tage, an denen der Zutritt kostenlos ist, oder es ist nur ein Teil des Kurparkes entgelt­pflich­tig, während an­de­re Teile oder benachbarte Parks kostenfrei betreten wer­den können. Nach dem Be­füllen des Trinkbechers an der frei zugänglichen Zapfstelle sucht man dann einen der kostenlosen Parks auf, anstelle des kostenpflichtigen Kurparks.

Nachdem die alten Kurmittelhäuser aus der Mode geraten sind, haben praktisch alle Heilbäder heut­zu­tage ein (Thermal-) Schwimmbad in Gestalt eines modernen Freizeit­bades, oft mit verschiedenen Becken so­wie Whirlpool, Massagedüsen, Sprudelliegen und ähnlichem. Und prak­tisch immer offe­rieren diese Freizeitbäder auch eine Sauna, Massagen und Well­ness­be­hand­lungen. Ein Snob sollte also seine Ba­de­sachen dabei haben! Verfügt der Ort über eine Heilquelle, dann wird das Heilwasser meist auch zum Baden verwendet. Bei diesem Wasser kann es sich um Mineral-, Sole- oder Ther­mal­wasser handeln. Vor allem die beiden letzteren werden für Kurbäder genutzt. Eine Sole­quelle ist eine stark salz­hal­ti­ge Quelle, während als Thermal­quelle alle Quellen be­zeich­net werden, die mit einer Temperatur von mehr als 20°C aus dem Boden sprudeln. Besitzt das Heilbad keine Heilquelle, wie dies bei Kneipp­heilbädern der Fall ist, dann wird das Schwimm­becken mit normalem Leitungs­wasser be­füllt. Dieses hat natür­lich keine Heil­wirkung. Ob man den­noch darin baden will, bleibt dann eine per­sön­liche Ent­schei­dung.

Viele moderne Freizeit-Thermalbäder verfügen auch über ein Bistro oder ein Restaurant. Je nach Preis­niveau kann dieses recht gut für den Mittagsaufenthalt geeignet sein. Natürlich kommt auch eine klassische Pommesbude in Frage, sofern der Ort eine solche besitzt. Eine weitere und oft auch preiswerte Speisemöglichkeit bieten die Cafeterien von Kur- und Reha-Kliniken. In vielen Heil­bädern gibt es solche Kliniken von verschie­denen Trägern, u.a. der Deutschen Rentenversicherung oder der Knappschaft, aber auch von privaten Anbietern. Größtenteils befinden sich diese Kliniken in der Nähe des Kurparks oder am Ortsrand. Die meisten von ihnen besitzen eine öffentlich zu­gäng­liche Cafeteria für Gäste und Besucher, die oft auch ein Kiosk-Sortiment offeriert. Manch­mal stehen auch (Heiß-) Getränkeautomaten im Foyer. Der ein Heilbad besuchende, preis­bewusste Snob, der im Kurpark pro­meniert und dabei das Bedürfnis verspürt in einem gastronomischen Be­trieb einzu­keh­ren, sollte erwägen die Cafeteria einer benachbarten Kurklinik aufzusuchen. Meist erhält man dort Getränke, kleine Snäcks und ein Tages­gericht zu durchaus günstigen Preisen.

Selbstverständlich kann man neben Heilbädern auch andere Orte besuchen, z.B. Küstenbadeorte. Hier ent­fällt natürlich die Trinkkur, aber je nach Wetterlage kann man an den Strand gehen oder man be­sucht ein Meer­wasser-Hallen­bad. Letztere befinden sich erstaunlich oft in Seebädern und in un­mit­tel­barer Nähe zum Strand. Auf jeden Fall sollte man also auch hier seine Badesachen mit­füh­ren. Lei­der ist in vielen Orten der Strandzugang kosten­pflichtig, sofern man keine Gästekarte be­sitzt. Zwei Orte die den kostenlosen Zugang zum Strand gestatten, sind die ostfriesischen Küsten­orte Dangast und Schillig (nur bestimmte Ab­schnit­te). In Norddeich Mole ist zumindest der Zugang zur Ufer­promenade kostenfrei und der Ort ist mit der Bahn gut zu erreichen. Eine preiswerte Ver­pfle­gungs­mög­lich­keit bieten in Küstenorten vor allem Fisch- und Pommesbuden, die sich meist in un­mit­tel­barer Strandnähe befinden.

Wer nach Kiel fährt, kann mit dem D-Ticket sogar eine kleine Schiffstour machen. Die Förde-Fähr­linie F1 fährt von Kiel nach Laboe und saisonal nach Stran­de. Sie benötigt bis La­boe etwa eine Stun­de und weitere 20 Minuten bis Strande (strande.de). In Strande kann man ent­we­der den kur­ab­ga­be­pflichtigen Badestrand an der Strand­straße oder den kleineren, unbe­wirt­schaf­te­ten, aber frei zu­gänglichen Naturstrand „Südstrand“ (mit Hundestrandabschnitt) aufsuchen. Alter­nativ könn­te man eine Station vor Strande die Fähre verlassen und den Tag in Schilksee ver­bringen. Gastro­nomie gibt es an Bord der Fähren leider nicht.

Wen es in die Alpen zieht, der könnte den Tirolerischen Außerfern oder die Ross­feld­panorama­straße besuchen; an beiden Orten gilt das D-Ticket. Auch ein Besuch beim Rheinfall von Schaff­hausen wäre mög­lich. Preiswerte Speisemöglichkeiten sind hier eher rar, weswegen man einen Ruck­sack mit Pro­viant mitführen sollte. Badesachen benötigt man hier eher nicht.

Auf keinen Fall darf man die Selfies für die eigenen Social Media Seiten vergessen, die den Snob im Kurpark, beim Trinken des Heilwassers oder gar im Thermalbad zeigen (möglichst mit einem dezenten Orts­hin­weis im Hin­ter­grund). Oft findet man vor Ort WLAN, sodass man die Bilder gleich vom Smartphone aus hoch­laden kann. Für Fotos im Bad sollte man eine wasser­feste Kamera ver­wen­den, jedoch muss man wissen, dass viele Schwimmbäder keine Fotos und Filmaufnahmen im Bad gestatten. Aber vielleicht erfüllt ein Bild im Foyer des Bades den Zweck.

Plant man einen mehrtägigen Aufenthalt, dann braucht man natürlich ein Nachtquartier. Preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten sind in Heilbädern oft rar und die Kurtaxe muss natürlich auch be­zahlt werden. Ähnliches gilt für Seebäder und für Ferienorte in den Bergen. Eventuell kann man in einem Nachbarort günstiger übernachten; u.U. wird dort auch keine Kurtaxe berechnet. Die Mög­lich­keiten die Kurtaxe zu vermeiden sind ansonsten begrenzt. In manchen Orten werden die Über­nach­tungs­quartiere auf der Orts­web­seite aufgelistet. Es kann sich lohnen zuerst dort zu suchen.

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