Für einen Snob ist die Abgrenzung zum
gewöhnlichen Volk von entscheidender Bedeutung. Daher macht er (oder sie) sehr
gerne von jeder sich bietenden Möglichkeit zur Abgrenzung Gebrauch.
Zum Beispiel fährt er (oder sie) in der Eisenbahn in der Ersten
Klasse oder im eigenen Schlafwagenabteil. Folglich ist es nur
logisch, dass ein Snob auch im Theater einer eigenen Loge den Vorzug
gibt.
Dabei stellen sich jedoch ein paar
Schwierigkeiten ein. Zum einen wäre da die Verfügbarkeit. Moderne
Theatergebäude haben nur noch sehr selten Logen. In den älteren
Häusern dagegen, sind die vorhandenen Logen möglicherweise
umgebaut; im günstigsten Fall einfach nur ausverkauft. Als nächstes wäre da der Preis, denn eine eigene Loge
ist natürlich recht teuer. Und schließlich stellt sich die Frage,
ob die Belegung einer eigenen Loge überhaupt die gewünschte
Privatsphäre ermöglicht, denn es liegt in der Natur einer
Theateraufführung, dass man dabei nicht alleine ist. Theater gibt es
natürlich viele; die für einen Snob bedeutensten Bühnen dürften
aber wohl die drei im folgenden beschriebenen sein.
Das Hamburger Hansa-Theater (hansa-theater.de) besitzt
fünf sogenannte Logen, die von sieben bis elf durchnummeriert
sind. Jeweils fünf Personen sitzen an einem durchgehenden Tisch
schräg zur Bühne, sodass man den Kopf ständig nach rechts gedreht
hält, um dem Programm zu folgen. Tipp: Viel angenehmer verfolgt
man das Bühnengeschehen von einem Einzel- oder Zweiertisch im
Parkett. Entsprechende Plätze findet man im aktuellen Sitzplan.
Vor allem schaut man geradeaus auf die Bühne ohne den Kopf drehen zu
müssen. Preislich gesehen wird nicht zwischen Parkett und Loge
unterschieden.
Die Dresdner Semper Oper (semperoper.de) besitzt im
wesentlichen nur noch die alte „Königsloge“. Alle anderen
bevorzugten Sitzplätze fielen der sozialistischen Gleichmacherei vor
1989 zum Opfer und wurden in „Ränge“ umgewandelt. Da man
allerdings aus der Loge die beste Sicht hat, sind die 20 Plätze dort
am teuersten. Ansonsten werden die (übrigen) Plätze nach der Sicht
bepreist und es gilt die Faustregel: Je weiter vorne man auf den
Rängen sitzt, desto schlechter ist die Sicht und desto preiswerter
die Eintrittskarte. Generell ist die Sicht aus dem Parkett besser,
als von den vorderen Rängen.
In Glyndebourne (glyndebourne.com) findet man eine ganze
Reihe von „Side Boxes“. Einige sind für zwei Personen
gedacht, andere sind eher für Gruppen geeignet und fassen etwa 8-10
Zuschauer. Alle Boxen sind jedoch aus dem Zuschauerraum einsehbar und
umgekehrt. Preislich gesehen ist es hier ähnlich wie in Dresden: Die
Plätze im Parkett (Stalls) sind oft teurer, als auf den Rängen
(Circle or Upper Circle), weil auch hier nach Sicht bepreist wird. Je
weiter vorne man auf den Rängen sitzt, desto schlechter ist die
Sicht und desto preiswerter die Eintrittskarte. Generell ist die
Sicht aus dem Parkett besser, als auf den vorderen Rängen. Und Privatsphäre hat man überhaupt nicht.
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