Die
Kneipp-Therapie
ist
ein nach dem Pfarrer Sebastian Kneipp benanntes Behandlungsverfahren,
das Wasseranwendungen, Pflanzenwirkstoffe, Bewegungs- und
Ernährungsempfehlungen umfasst. Im Dezember 2015 wurde
das Kneippen von der BRD-Kultusministerkonferenz als Kulturform in
das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes
aufgenommen. Zentrales
Element sind Hydrotherapien mit kaltem (oder heißem) Wasser, vor
allem das sog. Wassertreten,
auch Kneippen
genannt. In zahlreichen Orten, insbesondere in
Kneipp-Heilbädern, sind Kneipp-Anlagen in Form von
Wassertretbecken eingerichtet worden, vor allem in Kurparks.
Unter gewissen Umständen und nach Erfüllung eines
Anforderungskatalogs ist es Ferienorten mit Kneipp-Kurbetrieb sogar
möglich, den Titel „Bad“ zu erwerben, auch dann,
wenn sie keine Heilquelle haben.
Das erste Problem bei der
Kneipp-Therapie ist, dass eine Wirksamkeit nicht belegt ist. Es gibt
leider keine zuverlässige Studie, die eine Heilwirkung bestätigen
oder widerlegen könnte, weil praktisch alle bisher dazu
ausgearbeiteten Studien fehlerhaft sind. Bestätigt ist nur, dass
Kneippkuren verschiedene Beschwerden lindern können.
Das zweite Problem besteht darin, dass
die
elementaren Bestandteile einer Kneippkur auch außerhalb eines
Kuraufenthalts selbständig durchgeführt werden können, vor allem
das Wassertreten. Man benötigt dazu nicht mehr als eine Badewanne
oder einen Waschzuber. Alternativ kann man auch einen natürlichen
Bachlauf oder ein seichtes Seeufer aufsuchen. Es gibt also
keinen Grund extra in ein Kneipp-Heilbad zu fahren. Und exklusiv
ist eine Kneippkur schon gar nicht. Das gilt schon deshalb, weil sie
de facto nun mal überall und ortsunabhängig durchgeführt werden
kann.
Das
dritte Problem ist, dass die Möglichkeit für Ferienorte den Titel
„Bad“ zu erwerben ohne eine Heilquelle besitzen zu
müssen, auf lange Sicht zu einer Inflation von „Bädern“
ohne Quelle führen wird. Es wird dann immer schwieriger für
einen Snob werden, die Pseudo-Heilbäder von den richtigen
Heilbädern mit Quelle zu unterscheiden.
Nichtsdestotrotz
sollte ein Snob auf keinen Fall von der Direktive abweichen: Ein
Heilbad ist ein Ort mit einer Heilquelle und Kurbetrieb. Alles andere
sind Ferienorte. Egal, wie sie heißen mögen.